Akuter Schmerz

Die Funktion des Schmerzes ist, auf eine vorhandene oder drohende Gewebsschädigung oder auf eine potentielle gefährliche Reizsituation hinzuweisen. Dementsprechend erscheint beim chronischen, benignen Schmerz die Annahme einer ausschließlich schützenden Funktion erst einmal problematisch. Eine schützende Funktion des chronischen Schmerzes kann anhand der Gate-Control-Theorie des Schmerzes dennoch erwogen werden. In dieser Theorie wurde zum ersten Mal betont, dass der Schmerz nicht ausschließlich eine physiologische, sondern auch eine psychologische Dimension hat. Die physiologische Dimension des Schmerzes besteht aus einem neuronalen (Aufnahme, interneuronale Modulation, Leitung und Dekodierung des Reizes im ZNS), einem vegetativen (z. B. Blutdruckanstieg) und einem motorischen Aspekt (z. B. Antwort auf Schmerz wie z. B. Flucht). Die psychologische Dimension enthält kognitive (z. B. Gedanken zur möglichen Ursache und eigenen Möglichkeiten zur Schmerzstillung) und affektive Aspekte (z. B. das emotionale Erleben). Die psychologische nimmt modifizierenden Einfluss auf die physiologische Dimension und ist für das Schmerzverhalten von entscheidender Bedeutung. Die emotionale Dimension kann bei langer Dauer der Schmerzen immer mehr ins Zentrum rücken und auch kognitive Aspekte prägen (z. B. Hoffnungslosigkeit, Passivität angesichts der fruchtlosen eigenen und ärztlichen Bemühungen, den Schmerz zu bekämpfen). Die emotionale Dimension ist dabei vom Erfolg der durchgeführten Behandlung abhängig. Dimensionen des Schmerzes :

  1. die Lokalisation und die eventuelle Ausstrahlung;
  2. die Intensität (Sinnvollerweise auf einer 10 cm visual-analog Skala) dokumentiert
  3. die Qualität (d. h. Schmerzbeschreibung in Worten des Patienten und anhand von standardisierten Instrumenten, wie McGillPain-Questionnaire);
  4. der Zeitpunkt des Auftretens (z. B. nachts o. ä.) und der Verlauf (d. h. ständig ohne schmerzfreie Perioden, fluktuierend);
  5. Umstände, unter welchen der Schmerz auftritt;
  6. was den Schmerz verstärkt bzw. lindert und
  7. der Zusammenhang mit allfälligen anderen Beschwerden.

Bei vorwiegend organisch bedingten Schmerzen lassen sich die genannten Aspekte problemlos erfassen und entsprechen unserem Verständnis über die Anatomie und Physiologie

 

Quellen / Literatur:

Radanov in Orthopäde 1998 ´ 27:846-853 Springer-Verlag 1998

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur