Anämien bei chronischen Erkrankungen werden häufig mit dem englischen Begriff „Anemia of chronic disease“ bezeichnet.
Es handelt sich dabei nach der Eisenmangelanämie um die zweithäufigste Anämieform. Sie tritt bei chronischen Erkrankungen wie Tumorleiden, Leukämien und Lymphomen, chronischen Infektionen, Autoimmunerkrankungen und anderen chronischen Erkrankungen auf.
Man spricht bei dieser Anämieform von einem „funktionellen Eisenmangel“: Es ist zwar genug Eisen im Körper vorhanden, jedoch kommt es durch verschiedene Mechanismen zu einer Fehlverteilung des Eisens, so dass für die Erythropoese (Bildung der roten Blutkörperchen) dennoch zu wenig Eisen zur Verfügung steht. Entsprechend ist bei der Anemia of chronic disease im Gegensatz zur Eisenmangelanämie der Ferritin-Wert in der Regel nicht erniedrigt, sondern normal bis erhöht.
Eine zentrale Rolle spielt hierbei das Peptidhormon Hepcidin, das bei chronischen Erkrankungen infolge einer erhöhten Ausschüttung inflammatorischer Cytokine vermehrt produziert wird.
Häufig geht die Anemia of chronic disease mit einer leichten Thrombozytose einher.