Eine weit verbreitete These ist, dass die physischen Belastungen am Arbeitsplatz abnehmen, die psychischen Anforderungen zunehmen, dadurch verringere sich die Arbeitsplatzzufriedenheit, Entfremdung und Isolierung auftrete. Wesentlich für die Zufriedenheit ist der Abstand zwischen Wunsch und Realität. Wünsche werden dabei vielfach aus Erfahrungen in einer Zeit geprägt, in der ständiges Wirtschaftswachstum und ständig steigende Löhne, sichere Arbeitsstellen und ansteigende Konsummöglichkeiten selbstverständlich waren. Das Wort Reform war damals noch ein Synonym für mehr Leistung seitens des Staates.. Arbeitplatzzufriedenheit erhöht die Arbeitsqualität und stärkt das Firmenimage und erhöht den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.
Repräsentative Umfragen der Gallup GmbH zum Engagement am Arbeitsplatz in Deutschland 2001-2006.
- 13 % der deutschen Mitarbeiter ((30 % in den USA) haben eine hohe emotionale Bindung an den Arbeitsplatz- sie empfinden sich als loyal, sehr produktiv, empfinden ihre Arbeit als befriedigend. 74 Prozent der MitarbeiterInnen mit einer hohen emotionalen Bindung sind gewillt, die Produkte oder Leistungen ihres Unternehmens ohne Einschränkung weiterzuempfehlen, verglichen mit nur 18 Prozent der MitarbeiterInnen, die keine emotionale Bindung haben. Sie fehlen durchschnittlich 5 Tage im Jahr wegen Krankheit, bei den Mitarbeitern ohne emotionale Bindung sind es 11 Tage. Der Anteil dieser Gruppe fiel von 2001 auf 2006 von 16% auf 13%
- 68 % haben eine geringe emotionale Bindung – machen „Dienst nach Vorschrift“ und fühlen sich ihrem Unternehmen gegenüber nicht wirklich verpflichtet. Durch fehlendes Engagement am Arbeitsplatz in den beiden unteren Gruppen errechnet Gullup einen gesamtwirtschaftlichen Schaden zwischen 247.2 und 260.1 Milliarden Euro pro Jahr.
- 19 % haben keine emotionale Bindung – sind verstimmt und zeigen ihre negative Einstellung zu ihrer Arbeit und ihrem Arbeitgeber oftmals sehr deutlich. Sie arbeiten aktiv gegen die Interessen ihres Arbeitgebers, haben die innere Kündigung bereits vollzogen. ArbeitnehmerInnen, die keine emotionale Bindung haben sind gestresster als die MitarbeiterInnen mit einer hohen emotionalen Bindung (41 % zu 24 %), sie haben weniger Spaß bei der Arbeit (14 % zu 82 %), sehen sich auf ihrem derzeitigen Arbeitsplatz nicht optimal eingesetzt (10 % zu 73 %) und sind letztendlich auch unzufriedener mit ihrem Leben (11 % zu 47 % „sehr zufrieden“). Der Anteil dieser Gruppe stieg von 2001 auf 2006 von 15% auf 19%
In einer österreichischen Umfrage gaben 55% der Befragten an, dass sie sich am Arbeitsplatz wohl fühlen, 45% beurteilen ihre Arbeitszufriedenheit als ambivalent bis negativ. Unter den „Nicht-Wohlfühler“ waren überproportional Arbeiter/Facharbeiter und andere Berufstätige mit eher niedriger Schul- bzw. Ausbildung vertreten, sowie auch bei Personen, die dem Beruf einen geringeren Stellenwert in ihrem Leben einräumen. Für Wohlbefinden am Arbeitsplatz relevant relevant war die Art der Tätigkeit, die den Interessen/Neigungen des Einzelnen entsprechen und das Maß an Autonomie. Wichtig war nach dieser Umfrage andererseits ein positives soziales Umfeld am Arbeitsplatz, in dem man sich integriert und geschätzt fühlt. „Nicht-Wohlfühler“ beklagen häufig starke Arbeitsbelastung im Sinne von Disstress. Körperliche Beschwerden aufgrund der Tätigkeit / des Arbeitsplatzes gaben in dieser Untersuchung 59% der Befragten an, bei den „Nicht-Wohlfühler“ liegt der Prozentsatz sogar bei 67%. Seelische Probleme aufgrund der Tätigkeit / des Arbeitsplatzes gaben 29% bei den „Nicht-Wohlfühlern“ 41% an. Am häufigsten genannt wurden Störungen des Bewegungsapparats In einer Umfrage in einem Automobilwerk wurden folgende Kriterien der Zufriedenheit mit der Arbeitsstelle genant: gute Bezahlung (96,4%), konstruktive Zusammenarbeit unter Kollegen (83,9%), eine der persönlichen Neigung entsprechende Tätigkeit (82,1%), beruflicher Werdegang (76,8%), attraktive Arbeitszeitmodelle (72,3%), bewältigbare Tätigkeit (55,4%), mit Privatleben vereinbare Tätigkeit (48,2%), fundierte Aus- und Weiterbildung (47,3%), keine Bürokratie (28,6%), erlebter Status in der Bevölkerung (24,1%). Menschen, die bereits einmal arbeitslos gewesen waren, berichten in höherem Ausmaß von Problemen am (aktuellen) Arbeitsplatz, von Existenz- und Zukunftsängsten sowie von Partnerschafts- und Beziehungsproblemen. Die Sicherheit des Arbeitsplatzes wird verstärkt in Frage gestellt, die jeweilige Tätigkeit als eher belastend und stressreich erlebt. Eine Erklärung könnte eine sich erfolgsmindernd auswirkenden Traumatisierung sein, eine andere Erklärung die, dass sich unter den Menschen die arbeitslos werden überdurchschnittlich viele mit persönlichen Problemen und einer Neigung zu Unzufriedenheit finden. Die Zufriedenheit mit dem Arbeitsplatz hat direkten Einfluss auf die Häufigkeit und Dauer der Arbeitsunfähigkeitszeiten. Auch Arbeitsunfähigkeitszeiten wegen banaler Infekte der oberen Luftwege sind in hohem Maße abhängig von psychosozialen Faktoren am Arbeitsplatz. Konflikte am Arbeitsplatz und eine wahrgenommene schlechte Unterstützung seitens der Kollegen oder Vorgesetzten, hohe Arbeitsbelastung und geringe Anerkennung für die Arbeit und andere psychosoziale Probleme erhöhen die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage wegen verschiedenster Erkrankungen.
Quellen / Literatur:
H. Spießl, B. Hübner-Liebermann, „Great Jobs“—auch in der Psychiatrie?Great Jobs“—auch in der Psychiatrie, Der Nervenarzt 74/ 9 September 2003, 775 – 778, Mag. M. Felber, Dr. U. Margreiter, Dr. G. Schwentner, Arbeitsplatzprobleme und Bewältigungsstrategien, – Stellenwert der Psychotherapie –FEEDBACK 4/99 Mitteilungen aus dem Propädeutikum W Eriksen, D Bruusgaard and S Knardahl, Work factors as predictors of sickness absence attributed to airway infections; a three month prospective study of nurses’ aides Occupational and Environmental Medicine 2004;61:45-51, Heaney CA, Clemans J. Occupational stress, physician-excused absences, and absences not excused by a physician. Am J Health Promot. 1995 Nov-Dec;10(2):117-24. PMID: 10160045 [PubMed – indexed for MEDLINE Vaananen A, Toppinen-Tanner S, Kalimo R, Mutanen P, Vahtera J, Peiro JM.Job characteristics, physical and psychological symptoms, and social support as antecedents of sickness absence among men and women in the private industrial sector. Soc Sci Med. 2003 Sep;57(5):807-24. PMID: 12850108 [PubMed – indexed for MEDLINE]Hoogendoorn WE, Bongers PM, de Vet HC, Ariens GA, van Mechelen W, Bouter LM.High physical work load and low job satisfaction increase the risk of sickness absence due to low back pain: results of a prospective cohort study. Occup Environ Med. 2002 May;59(5):323-8. PMID: 11983847