Barorezeptorenreflex

Der Barorezeptorenreflex (Baro = Druck) hat entscheidenden Anteil an der Konstanthaltung der Herz-Kreislauf-Regulation besonders bei akuter orthostatischer Belastung. Der arterielle Baroreflex fungiert als negatives Feedback-System der Blutdruck- und Herzfrequenzregulation. Die Stimulation der Barorezeptoren vor allem im Karotissinus und Aortenbogen durch Blutdruckanstieg bzw. das abrupte Aussetzen dieser Stimulation bei Blutdruckabfall werden über die Nervi glossopharyngeus und vagus an den Nucleus tractus solitarii vermittelt und über weitere zentrale Schaltstellen wie den Nucleus ambiguus, die rostrale ventrale Medulla oblongata, den dorsalen Vaguskern, parabrachiale und paraventrikuläre Kerne efferent parasympathisch zum Herzen und sympathisch zum Herzen und den peripheren Gefäßen geleitet. Der Regelkreis beantwortet Blutdruckanstieg mit Minderung des peripheren Sympathikotonus und Zunahme kardiovagaler Aktivität. Blutdruckabfall hat die umgekehrte Wirkung. Die Barorezeptoren zeigen ein proportional-differentielles Feuerungsverhalten mit Adaptation und Resetting sowie Hysteresisverhalten, d. h. stärkerer Feuerungsrate bei raschem Blutdruckanstieg als bei seiner Rückkehr zum Ausgangswert. Die Rezeptoren interagieren u. a. mit der Atmung, den Chemorezeptoren, physischer Belastung und untereinander. Das Zusammenwirken mit Chemorezeptoren ist z. B. bei chronischer Herzinsuffizienz, bei Schlafapnoe-Syndromen oder dem Sudden Infant Death Syndrom gestört und kann letale Komplikationen wie ungezügelte Bradykardien verursachen. Die exakte Beurteilung der Barorezeptoren gewinnt daher zunehmende Bedeutung für die Diagnose und das Verständnis pathophysiologischer Zusammenhänge bei zahlreichen neurologischen und kardiologischen Erkrankungen wie der diabetisch autonomen Neuropathie, dem Guillain-Barré-Syndrom, arterieller Hypertonie, Herzinsuffizienz und vermutlich bei allen „Stroke”-Patienten..

 

Quellen / Literatur:

M.J. Hilz, B. Stemper, B. Neundörfer Physiologie und Untersuchungsmethoden des Baroreflexes, Fortschr Neurol Psychiatr 2000; 68: 37-47

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur