nach den meisten Definitionen jeder Mord im Auftrag oder mit expliziter Zustimmung einer Regierung oder von Teilen des Regierungsapparates, hoher Beamter oder eines Regimes. Die Unterscheidung zum Genozid ist nicht einheitlich, die Übergänge sind fließend. Genozid meint nach internationalem Recht Völkermorde oder Handlungen mit dem Ziel im Ganze oder in Teilen eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe zu zerstören durch: Tötung von Mitgliedern der Gruppe, Verursachung von schweren körperlichen oder seelischen Schäden für die Mitglieder der Gruppe (z.B. auch durch Hunger, Folter, etc.), die Gruppe bewusst in eine Situation bringen in der eine schwere physischer Schaden oder der Tod in Kauf genommen wird, Maßnahmen die verhindern sollen, dass die gesellschaftliche Gruppe sich fortpflanzt, gewaltsames Wegnehmen der Kinder aus der Gruppe. Der Umgang mit psychisch Kranken in der Nazizeit wäre demnach ein Genozid nach Internationalem Recht gewesen. Totalitäre und autoritäre Regime haben es im vergangenen Jahrhundert durch Massenmord zu traurigen Rekorden gebracht. Schlechte wirtschaftliche Bedingungen, Umbruchsituationen können auch weiterhin politische und religiöse Ideologien attraktiv machen und die Menschen nach scheinbar einfachen Lösungen suchen lassen. Die Suche nach Sündenböcken gepaart mit einem „Gerechte- Welt- Glauben“ lässt Menschen sich als Opfer fühlen oder führt zu Identifikationen mit „Opfern, die scheinbar rechtfertigen moralisch menschliche Schranken zu ignorieren. Einmal in der Ideologie und Teil der Gewaltmaschinerie rechtfertigt sich die Gewalt quasi von selbst. Das Ende der Gewalt würde bedeuten, dass sie von Anfang an falsch war. Zur Vorbeugung kann nur helfen, wenn jeder versteht, dass er auch selbst gegenüber solchen Ideologien anfällig sein kann. Das Risiko Opfer solcher totalitärer Gewalt zu werden ist im übrigen für die Anhänger der Ideologie durch Machtkämpfe im eigenen Lager größer als für die Unbeteiligten und für besonnene Kritiker. Auch im heutigen Deutschland ist die Überzeugung, dass Demokratie die beste Staatsform ist, nicht selbstverständlich. Nach einer Umfrage des Wissenschaftszentrums Berlin halten 41% der Ostdeutschen und 22% der Westdeutschen die Demokratie nicht für die beste Staatsform. Die Basis für Radikale ist weiter vorhanden. Damit besteht auch bei uns weiter das Risiko in schwierigen Zeiten Opfer eines totalitären Regimes und damit auch von Massenmord durch die Regierung zu werden. Die Zeiten der Demozide waren mit dem Ende der Naziherrschaft in Deutschland nicht vorbei. Jugoslawien, der Sudan sind nur Beispiele der allerjüngsten Vergangenheit. Stalin, Mao und Pol Pot hatten in der liberalen 68er Generation viele Verehrer, die ähnlich wie die Menschen in der Nazizeit bezüglich der Massenmorde blind waren und glaubten die Ideologie rechtfertige die Opfer, die ohnehin nicht so schlimm seien wie dargestellt. Mehr als 80 Millionen Tote, gehen nach dem Schwarzbuch des Kommunismus auf das Konto von Unterdrückung, Verbrechen und Terror gegen die Untertanen in den ehemaligen Kommunistischen Ländern. Die ideologische Vision der klassenlosen Gesellschaft kostete mehr Todesopfer als der deutsche Nationalsozialismus- was letzteren nicht relativieren soll. Die diesbezügliche Vergangenheitsbewältigung hat in den betroffenen Ländern kaum oder gar nicht stattgefunden. Auch die selbstkritische Auseinandersetzung deutscher Sympathisanten mit dieser Bewegung in der ehemaligen 68er Generation steht bestenfalls in den Anfängen. Unsere Bundesgesundheitsministerin U. Schmidt war laut Focus 39/2006 ebenso Mitglied des maoistischen KBW wie Krista Sager oder R. Bütikofer. Die politische Vergangenheit in einer linksradikalen Organisation schließt eine demokratische Gesinnung nicht aus, man darf allerdings eine wirkliche Distanzierung erwarten und kritisch beobachten. Die wirkliche Vergangenheitsbewältigung der DDR Ideologie, die ja auch den kommunistischen Massenmord rechtfertigte- wenn auch nicht selbst auf deutschem Boden durchführte- steht ebenfalls aus, was auch manche diesbezügliche Position der SED Nachfolgepartei erklärt. Vielleicht war die deutsche Teilnahme an internationalen Bemühungen in Jugoslawien zur Beendigung des dortigen Völkermordes unter einem grünen Außenminister mit 68er Vergangenheit der bisher wichtigste Schritt zu einem klaren Bruch mit diesen Wirrungen der 68er Zeit. Da auch Ärzte und insbesondere auch Psychiater in der Nazizeit zu den Tätern in den Genozidprogrammen gehörten, ist die Auseinadersetzung mit diesem Thema auch für die Zukunft der Psychiatrie in Deutschland weiter wichtig. Wenn eine Ideologie oder eine fundamentalistische Religion die Möglichkeit erhält diktatorisch staatliche Gewalt auszuüben, sind die Einwohner des betroffenen Landes in großer Gefahr für ihr Leben, die Schwächsten der Gesellschaft, die psychisch Kranken trifft es dabei meist noch mehr als die Anpassungsfähigeren. Der ständig einzufordernde Schutz jedes Individuums vor der Willkür des Staates muss Teil jeder menschlichen Ordnung sein. Überall dort, wo Gewalt gegen einzelne von Staatswegen durch eine bessere Zukunft gerechtfertigt wird, darf man darauf vertrauen, dass es sich eine sehr gefährliche Entwicklung zu einem totalitären Regime handelt, mit der Gefahr von Demozid oder Genozid.
Quellen / Literatur: