Diastolische Herzinsuffizienz (HFNEF)

Unter einer diastolischen Herzinsuffizienz versteht man eine Herzinsuffizienz, die aufgrund einer unzureichenden diastolischen Ventrikelfüllung besteht. 

Unter einer Herzinsuffizienz im allgemeinen versteht man die Unfähigkeit des Herzens, einen adäquaten Blutfluss zur Versorgung des Körpers bei normalem enddiastolischen Ventrikeldruck zu gewährleisten. Bei der diastolischen Herzinsuffizienz resultiert diese Unfähigkeit aus einer gestörten Ventrikelfüllung. Die Ejektionsfraktion (EF), also der Prozentsatz des Blutvolumens im Ventrikel, der während des Systole ausgeworfen wird, ist hingegen bei der diastolischen Herzinsuffizienz nicht vermindert. Man spricht daher auch von HFNEF („Heart failure with normal ejection fraction“).

Verursacht die Störung keine Symptome, so spricht man lediglich von einer diastolischen Dysfunktion.

Ursachen der diastolischen Herzinsuffizienz

Die diastolische Herzinsuffizienz entsteht durch verminderte diastolische Dehnbarkeit (Compliance) und Relaxation des linken Ventrikels, wodurch es zu einem zu schnellen Druckanstieg während der Ventrikelfüllung, einer verminderten Ventrikelfüllung und damit letztlich zu einem verminderten Schlagvolumen kommt. Auch eine gestörte Funktion des Vorhofes kann zur Problematik beitragen.

Epidemiologie und Risikofaktoren

Etwa ein Drittel bis die Hälfte aller Patienten mit Herzinsuffizienz leiden an einer alleinigen oder zumindest vorherrschenden diastolischen Insuffizienz. Besonders ältere Frauen mit langjährig bestehendem Bluthochdrucksind betroffen. 

Neben hohem Alter, weiblichem Geschlecht und arterieller Hypertonie stellen Diabetes mellitus, koronare Herzkrankheit (KHK), Schlafapnoesyndrom und Adipositas weitere relevante Risikofaktoren dar. 

Diagnostik

Diagnostische Kriterien für das Vorliegen einer diastolischen Herzinsuffizienz sind:

1.) Zeichen und Symptome der Linksherzinsuffizienz (Belastungsdyspnoe, Orthopnoe, feuchte Rasselgeräusche, Lungenödem,…)

2.) Nicht-dilatierter linker Ventrikel mit normaler linksventrikulärer Ejektionsfraktion (>50%)

3.) Hinweise (echokardiografisch oder laborchemisch) auf abnorme linksventrikuläre Relaxation, Füllung, Dehnbarkeit oder Steifigkeit. 

Auch Herzkatheter-, MRT- und Radionuklidventrikulographie-Untersuchungen werden zur Diagnostik herangezogen.

Lubien E et al. schlugen in einer 2002 veröffentlichten Studie [1] die Verwendung von erhöhten BNP-Werten als diagnostischen Marker für die diastolische Herzinsuffizienz vor. Bei einem BNP Cut-Off-Wert von 62 pg/ml erreichte man eine Sensitivität von 85% und eine Spezifität von 83% bei der Erkennung der Erkrankung. Kritische Stimmen argumentieren jedoch, dass durch den BNP-Spiegel nur Patienten mit akut dekompensierter HFNEF diagnostiziert werden könnten, wohingegen bei stabiler HFNEF der BNP-Spiegel nicht in diesem Maße erhöht sei. Auch könne der Grenzwert von 62 pg/ml gerade bei alten Patienten auch ohne Herzinsuffizienz durch nicht-kardiale Faktoren wie eine Niereninsuffizenz erreicht werden. Die Verwendbarkeit von BNP als Marker für HFNEF ist daher derzeit strittig.

Therapie

Eine etablierte Therapie für die diastolische Herzinsuffizienz gibt es bislang nicht. Sinnvoll erscheint eine antihypertensive Therapie zur Normalisierung des Blutdrucks und Verhinderung einer (weiteren) Myokardhypertrophie. Ein Erreichen bzw. eine Erhaltung eines normokarden Sinusrhythmus sollte angestrebt werden. Auch Diuretika können zum Einsatz kommen, sollten jedoch vorsichtig dosiert werden.


[1] Utility of B-natriuretic peptide in detecting diastolic dysfunction: comparison with Doppler velocity recordings. Lubien E et al., Circulation 2002; 105:595-601