Eifersuchtswahn

Wahnhafte Überzeugung, vom Partner betrogen und hintergangen zu werden. Die meisten Betroffenen sind über 40 Jahre alt, der Eifersuchtswahn beginnt meist abrupt ohne das andere Wahnsymptome vorausgegangen sind. Männer sind von diesem Wahn häufiger betroffen als Frauen. Eifersuchtswahn kann aber auch ein Symptom einer Psychose wie der paranoiden Schizophrenie, einer wahnhaften Depression oder einer neurologischen Erkrankung sein. Unter stationären psychiatrischen Patienten sollen etwa 0,2% an einem Eifersuchtswahn leiden, unter den älteren Patienten ist die Häufigkeit größer. Eifersuchtswahn tritt am häufigsten bei senilen Demenzen im Zusammenhang mit allgemeinen wahnhaften Störungen, Alkoholpsychosen und schizophrenen Störungen auf. Demenzkranke mit diesem Syndrom befinden sich oft erst im Stadium der leichten Demenz oder einer leichten kognitiven Störung und sind dann meist noch lange in der Lage alleine zu leben und zielgerichtet zu handeln. In diesen Fällen ist der Eifersuchtswahn nicht selten das erste Frühsymptom der Demenz, so dass bei älteren Patienten danach gesucht werden sollte. Beschrieben ist der Eifersuchtswahn auch bei chronischem Alkoholismus, Kleinhirnschädigungen, Schlaganfällen mit Frontalhirnschädigungen, Multipler Sklerose, Enzephalitis, Hirntumoren, Epilepsie, und neurodegenerativen Erkrankungen wie M. Alzheimer, Chorea Huntington oder dem Normaldruckhydrozephalus. Die Frontalhirnschädigung ist möglicherweise die häufigste neurologische Grundlage des Syndroms, es gibt aber auch Beschreibungen nach thalamischen Schädigungen. Da neurologische Erkrankungen das Risiko erhöhen einen Eifersuchtswahn zu bekommen, sollte auch danach gesucht werden, bzw. eine neurologische Ausschlussdiagnostik erfolgen. Ist eine erfolgreiche Behandlung Grunderkrankung möglich, verschwindet der Wahn. Wahn“ ist dabei „eine private Wirklichkeit“, von deren Richtigkeit der Betroffene absolut überzeugt ist. Das krankhafte am Wahn liegt also nicht im Inhalt, sondern vielmehr in der Unbeeinflussbarkeit durch Erfahrung und zwingende Schlüsse. Eine Diskussion über die Fehldeutungen oder Erklärungen, warum diese absurd sind, verändert in der Regel die Wahngewissheit nicht. Angehörigen die versuchen dem Wahnkranken den Wahn auszureden, werden als parteiisch für den Fremdgeher angesehen, in der Diskussion steigert sich die emotionale Betroffenheit und verschlimmert die Auswirkungen. Der Wahn bedarf für den Wahnkranken keines Beweises. Die Patienten fehlinterpretieren in der Regel harmlose Ereignisse als Bestätigung ihrer wahnhaften Überzeugung. Sie schaffen sich ihre Beweise sogar selbst, indem sie Vorgänge beobachten oder Geräusche hören, die objektiv auf einer falschen Wahrnehmung beruhen. Wahnhaft ist es, wenn ein Patient etwa sämtliche Nachbarn als Liebhaber seiner Frau ansieht. Oder er nimmt an, die Frau würde ständig mit Fremden Verhältnisse haben. Nach dem DSM IV — handelt es sich beim Eifersuchtswahn um einen Subtypus der Wahnhaften Störung (DSM-IV: 297.1). Dieser Subtypus gilt, wenn das zentrale Wahnthema einer Person darin besteht, dass ihr [Ehe-]Partner untreu ist. Dieser Glaube entsteht ohne ausreichenden Grund und basiert auf falschen Schlussfolgerungen sowie kleinsten „Beweisen“ (z.B. in Unordnung gebrachte Kleidung oder Flecken auf Bettlaken], die gesammelt werden, um den Wahn zu rechtfertigen. Die Person mit dem Wahn konfrontiert normalerweise den [Ehe-]Partner und versucht, der vermeintlichen Untreue entgegen zu wirken (z.B. die Unabhängigkeit des [Ehe-]Partners einschränken, den Partner heimlich verfolgen, den vermeintlichen Liebhaber beobachten, den [Ehe-]Partner angreifen). Die Behandlung richtet sich nach dem Ausmaß der Beeinträchtigung des Patienten und den Risiken für den Ehepartner oder andere von wahnhaften Beziehungsideen betroffenen. Die subjektive Beeinträchtigung der Patienten kann sehr hoch sein und erfordern dann eine medikamentöse Behandlung. Manchmal sind die Beeinträchtigungen gering und die Patienten leben trotz des Eifersuchtswahns ruhig und friedfertig mit geringer emotionaler Betroffenheit, dann sind eher unterstützende Gespräche mit Patienten und Ehepartnern indiziert. Nach Shakespeare’s Tragöde wird der Eifersuchtswahn im englischen auf als Othello Syndrom bezeichnet. Die durch einen Intriganten geschürte Eifersucht eines farbigen Generals führt in dieser Tragödie dazu, dass er seine (unschuldige) Gemahlin umbringt und sich selbst suizidiert.

 

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur