EMDR = Eye Movement Desensitization and Reprocessing. Psychotherapeutisches Verfahren zur Löschung traumatischer Erinnerungen durch spezielle rhythmische Augenbewegungen. Das Verfahren wurde von der Psychologin Shapiro 1998 entwickelt. Ziel der Behandlung ist, abgespaltene oder dissoziative Erinnerung und Emotionen zu einem Trauma zu integrieren, so dass entsprechende ähnliche Situationen in der aktuellen Gegenwart affektiv adäquater erlebt und kognitiv bewertetet werden können und Wiederhallerinnerungen verblassen. Zitat: EMDR folgt einem achtphasigen Behandlungskonzept, dessen Kernstück ein Prozess ist, bei dem der Patient sich auf bestimmte Anteile seiner traumatischen Erinnerung konzentriert und gleichzeitig den Fingerbewegungen des Therapeuten folgend die Augen bewegt. Der Verarbeitungsprozess kann auch durch andere Formen der „bilateralen Stimulation“ mit dem rhythmischen Berühren beider Hände oder durch wechselseitige Beschallung beider Ohren induziert werden. Es wird davon ausgegangen, dass dadurch ein „meist mit einer zügigen Entlastung verbundener assoziativer Verarbeitungsprozess ausgelöst“ wird, in dem durch spontane Verbindungen von Erinnerungsbruchstücken aus dem traumatisierenden Ereignis mit Elementen aus dem biografischen Gedächtnis („Kontextualisierung“) oder einfaches Verblassen der traumatischen Erinnerung für viele Patienten eine affektive Entlastung spürbar wird.“
Die traumatisierte Patientin soll sich dabei auf eine traumatische Erinnerung und die damit verbundenen Emotionen, Gedanken usw. konzentrieren (=imaginative Konfrontation), während gleichzeitig die Aufmerksamkeit durch Lenkung der Augenbewegungen/der visuellen Aufmerksamkeit auf einen äußeren Reiz gelenkt wird. Der Patient soll sich dabei in mehreren Serien auf die Hand des Therapeuten konzentrieren (ihr mit den Augen folgen, während dieser seine Hand für z.B. eine halbe Minute rhythmisch hin und her bewegt. Anschließend erfolgt, wie bei Hypnosesitzungen oder einem Entspannungstraining die Bitte loszulassen und durchzuatmen. Das subjektive Erleben wird dann besprochen, in der Regel wird die subjektive Belastung mit dem SUD-Wert gemessen. Diese Desensibilisierung wird so lange wiederholt durchgeführt, bis der SUD Wert stark abgesunken ist. Sich entwickelnde positive Kognitionen (z.B. ich könnte mich jetzt wehren, ich bin jetzt in einer ganz anderen Situation…) werden auf ihren Wahrheitsgehalt, Glaubwürdigkeit und Stimmigkeit im hier und jetzt überprüft. Ggf. werden die positiven Kognition noch mehrmals in Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen gekoppelt, bis hier Sicherheit besteht. Andere andere rhythmische Stimulationen von menschlichen Sinnen haben dabei als Ablenkung bzw. Aufmerksamkeitslenkung eine ähnlich Wirkung. Es ist insgesamt umstritten, welche Rolle Augenbewegungen oder andere rhythmische Stimulationen für die Wirksamkeit des Verfahrens spielen. Insgesamt handelt es sich um ein Konfrontationstraining bei dem in der Regel zügig eine Konfrontation mit den am schlimmsten gemiedenen Reizen erfolgen soll.
EMDR ist korrekt angewendet überwiegend ein Konfrontationsverfahren. EMDR vermindert dabei die Häufigkeit und Intensität von intrusiven Erinnerungen und Vermeidungsverhalten. Die Wirkung auf begleitende andere psychische Beschwerden ist geringer. Patienten müssen für einen Einsatz des Verfahrens eine ausreichende psychische Stabilität haben und mit ihren (provozierten) Affekten in der Therapiesituation umgehen zu können. Das Verfahren hat im Zusammenwirken mit anderen Behandlungsmethoden gesichert kurzfristige Effekte, bisher keine gesicherten Effekte im Verlauf von mehr als 6 Monate. EMDR wird in der Regel nicht als isolierte Technik, sondern nur im Rahmen eines Gesamtbehandlungsplans eingesetzt. EMDR sollte auch nur von Psychotherapeuten angewendet werden, die über eine qualifizierte Therapieausbildung in einem anerkannten Psychotherapieverfahren verfügen und in ein psychotherapeutisches Gesamtkonzept integriert sein. Neben EMDR-spezifischen Techniken spielen auch Therapieelemente wie Psychoedukation, narrative Rekonstruktion des Traumas und Expositionsverfahren (in der Vorstellung) eine Rolle, deren Wirksamkeit beispielsweise im Rahmen kognitiver Verhaltenstherapien als belegt gelten kann.
Quellen / Literatur:
Gutachten zur wissenschaftlichen Anerkennung der EMDR-Methode (Eye-Movement-Desensitization and Reprocessing) zur Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung, Wissenschaftlicher Beirat Psychotherapie Übersicht der Studien zur EMDR-Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung