Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB)

liquid Ecstasy ist mit Ecstasy (Methylendioxymethamphetamin oder MDMA) nicht verwandt. Es handelt sich bei liquid Ecstasy um Gamma-Butyrolacton (GBL). GBL wird industriell z.B. zum Graffitientfernen, oder in acetonfreien Nagellackentfernern verwendet. Die industrielle Verwendung macht diese Droge leider sehr billig (bei trotzdem sehr hoher Gewinnspanne der Dealer). Gammahydroxybutyrate sind endogene Fettsäuren, die man in jeder Zelle des menschlichen Körpers findet. Auch im Gehirn sind sie weit verbreitet. Die höchsten Konzentrationen finden sich im Hypothalamus und den Basalganglien. Nach Einnahme kommt es zu rascher Resorption, durch Hydrolyse dann zu schneller Umwandlung in Gamma-Hydroxybuttersäure (GHB). Wird die Droge geschluckt gelangt sie schnell ins Gehirn und führt zu Verhaltensänderungen, die Substanz ist anxiolytisch, sedierend und hat auch eine euphorisierende Wirkung. Ein Teil der Wirkungen ist ähnlich der von Benzodiazepinen, Baclofen und Alkohol. Die etwas salzig und seifenartig schmeckende Flüssigkeit ist geruchs- und farblos, ein Vertrieb als Tabletten oder Kapseln ist ebenfalls möglich. Synonym wird es häufig auch als Liquid X, Liquid XTC, Liqiud E, G-Juice, Fantasy, Somatomax, Firewater, G3, Gamma 10, Cherry Meth, Easy Lay, Georgia Home Boy.. bezeichnet. GHB ist eine synthetische Variante des hemmenden Neurotransmitters Gamma-Aminobuttersäure (GABA). GHB wurde zeitweise als intravenöses Narkosemittel verwendet, wegen zu geringer schmerzlindernder Wirkung und zu häufigem Auftreten von Krämpfen und Erbrechen wird es nicht mehr angewendet. Bei Sportlern und Bodybuildern wird es Stimulans und Dopingmittel eingesetzt. Abhängigkeiten werden bei Gelegenheitsnutzern kaum beobachtet, kommen aber Bei Bodybuildern und bei Menschen die GHB für die Selbstbehandlung ihrer Ängste und Schlafstörungen benutzen vor. Häufige Nutzung führt dann zu einer Verschlimmerung der Ängste und Schlafstörungen, viele missbrauchen die Droge dann alle 2 bis 4 Stunden rund um die Uhr. Entzugssymptome treten dann 1bis 6 Stunden nach der letzten Einnahme auf, es kommt zu einem Tremor, Ängste und Schlafstörungen, autonomer Dysfunktion und Delirium. Die Entzugssymptome können bis zu 2 Wochen dauern und episodenweise wieder kommen. Eine medizinische Überwachung mit Kontrolle der Flüssigkeitsbilanz, des Blutzuckers und der Elektrolyte ist sinnvoll, körperliche Anstrengungen sollten im Entzug reduziert werden, oft ist eine vorübergehende Sedierung mit hochdosierten Benzodiazepinen erforderlich. Antipsychotika oder Antikonvulsiva sind nicht indiziert. NEJM 2005; 352(26): 2721 – 2732. GHB soll neuerdings in den USA wieder in der Behandlung von Narkolepsie eingesetzt werden. GHB (Gamma-Hydroxy-Buttersäure) fällt ab dem 1. März 2002 in Deutschland unter die betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften. Mögliche schwerwiegende Nebenwirkungen sind verlangsamter Herzschlag, Erbrechen, Atemdepression, vorübergehende Bewusstlosigkeit und Koma. Todesfälle sind beschrieben, eine längerfristige Einnahme kann zu Abhängigkeit und einem Wernicke- Korsakoff-Syndrom führen. Panikattacken und damit auch der Beginn einer Angsterkrankung sind eine nicht seltene Folge des Rausches. Epilepsien, Herz und Nierenerkrankungen können sich unter dem Medikament verschlimmern, die Gefahr von plötzlichen Todesfällen ist hier besonders hoch. Bei einer Dosis von 10 mg/kg kommt es nach einer viertel bis halben Stunde zu einer anterograden Amnesie, bei 20 bis 30 mg/kg zu Schläfrigkeit, Schwindel und Euphorie, bei 50 bis 70 mg/kg zu Verlangsamung von Herzschlag und Atmung, und schließlich zum glücklicherweise meist reversiblen Koma (mit dem Risiko des Erstickens an Erbrochenem). Nach dem Koma kommt es zu schnellem Erwachen mit sofortiger voller Orientierung ohne Hangover. Von den Nutzern erwünschte und gefährliche Dosen liegen nahe bei einander. Während 30 bis 120 µg/ml für eine Wirkung angestrebt werden ist die tödliche Plasmakonzentration bereits ab 260 µg/ml gegeben, eingenommen werden meist 0,5-3g die tödliche Dosis liegt in der Regel ab 5g. Das Risiko ist also bei Erwerb über den Schwarzmarkt mit unklarer Wirkstärke hoch. Noch schwieriger wird die Einschätzung der Betroffenen dadurch, dass sich eine Toleranz entwickelt, besonders nach einer Pause kann es dann zu einer gefährlichen Überschätzung der Verträglichkeit kommen, da sich die Toleranz wieder zurückgebildet hat. Ein Labor-Nachweis von GBL/GHB ist in Serum (6 Stunden) und Urin (12 Stunden) möglich. Ein Missbrauch der Substanz auch bei Sexualdelikten und eine aggressionsfördernde Wirkung ist beschrieben, spielt aber vermutlich keine große Rolle. Dennoch sind Fälle berichtet, in denen die geruchslose Diskodroge verwendet wurde um junge Männer oder Frauen gefügig zu machen unter Ausnutzung des Filmrisses für das Ereignis. Ein Nachweis ist nur bei rascher Blutabnahme oder Urinkontrolle möglich. Alkohol und Benzodiazepine werden allerdings weiter für solche Zwecke häufiger benutzt.

 

Quellen / Literatur:

J. Rodgers, et al., Liquid ecstasy: a new kid on the dance floor, Br J Psychiatry 2004 184: 104-106. [Full Text] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) Psychische und Verhaltensstörungen durch Kokain, Amphetamine, Ecstasy und Halluzinogene O. C. Snead III and K. M. Gibson {gamma}-Hydroxybutyric Acid N. Engl. J. Med., June 30, 2005; 352(26): 2721 – 2732. [Full Text] [PDF] Varela M, Nogue S, Oros M, Miro O. Gamma hydroxybutyrate use for sexual assault. Emerg Med J 2004;21:255-256

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur