Humanistische Therapie

Als Reaktion auf den Behaviorismus der 40er und 50er Jahre, in der der Mensch als abhängiges, formbares Objekt angesehen wurde, entstand die „Humanistische Therapie“. Hier sind als bekannteste Vertreter die Gesprächstherapie (siehe im Glossar G) nach Rogers und die Gestalttherapie nach Perls (siehe im Glossar G) zu nennen. Die Vertreter dieser Verfahren werfen sowohl der Psychoanalyse als auch der Verhaltenstherapie vor, den Menschen zu „pathologisieren“. Sie fordern an Stelle der Pathologisierung, die jedem Menschen innewohnenden eigenen schöpferischen Möglichkeiten zu erkennen und innerhalb eines geeigneten Rahmens deren Eigenentfaltung zu fördern. Im Mittelpunkt dieser Betrachtung steht das Individuum mit seinen Ressourcen und nicht das Krankheitssymptom. Rogers, der Begründer der Gesprächstherapie (GT), sieht in der therapeutischen Beziehung den entscheidenden Wirkfaktor. Dabei müssen in dieser drei Qualitäten gegeben sein: 1. Empathisches Verstehen: Für Rogers bedeutet dies, als ob der Therapeut in die Haut des Klienten schlüpft, ohne sich mit diesem zu identifizieren. Hierdurch wird die „Selbstempathie“ des Klienten gefördert; er lernt sich selber besser zu verstehen.2. Wertschätzung: Es geht nicht nur um das Einfühlen in den Patienten, sondern dieser muss sich als Person akzeptiert erleben. 3. Echtheit: Empathie und Wertschätzung sind in der therapeutischen Beziehung nur dann hilfreich, wenn sie echt sind. (Federschmidt, Dt Ärztebl 1995; 92: A-41–45) Diese uneinheitliche Gruppe von Verfahren konzentriert sich auf Selbstheilungskräfte im Menschen, die in der Therapie gefördert werden sollen. Wahrnehmung und Erleben sollen im Hier-und-Jetzt aktiviert und das Wachstum der Persönlichkeit gefördert werden. Dabei wird die Bedeutung der zwischenmenschlichen Beziehung in der Therapie betont.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur