Hysterie

Hysterie der Begriff „Hysterie“ wird sowohl in der Alltags- als auch in der Wissenschaftssprache auch heute noch häufig verwendet, wegen seiner negativen Konnotation und der Gefahr der Stigmatisierung sollte er jedoch vermieden. In der Antike ging man davon aus, dass eine Wanderung der Gebärmutter infolge sexueller Enthaltsamkeit (hystera) ursächlich sei. Im Mittelalter ging man ursächlich von einer Besessenheit, die aus dem weiblichen Körper ausgetrieben werden musste aus, dies hat zu schweren Misshandlungen der Betroffenen bis zu Folter und Mord geführt. Freud ging davon aus, dass psychische und vor allem sexuelle Konflikte ins Körperliche umgewandelt werden. Hierher rührt der oft synonym verwendete Begriff der Konversion oder der Konversionsstörung. Auch der Begriff der Dissoziation meint, dass psychischer Belastungen und Konflikte in körperliche Symptome umgewandelt werden- ohne dass eine eigentliche körperliche Störung entsteht. In den neueren psychiatrischen Diagnose- und Klassifikationssystemen DSM-IV und ICD-10 ist die Diagnose „Hysterie“ nicht mehr explizit aufgeführt. Die ursprünglich unter dem Hysteriebegriff subsumierten Auffälligkeiten sind dort auf die Kategorien der dissoziativen und der somatoformen Störungen aufgeteilt. Unter Bezugnahme auf die Vorarbeiten des französischen Psychiaters Briquet aus dem 19. Jahrhundert wurde Anfang der siebziger Jahre eine Neuformulierung des Hysterie-Konzepts vorgenommen und unter dem Begriff des Briquet-Syndroms eingeführt. Der heute gebräuchliche Begriff der Somatisierungsstörung geht unmittelbar auf das Briquet-Syndrom zurück.

 

Quellen / Literatur:

Siehe unter Dissoziation, Somatisierungsstörung, Persönlichkeitsstörungen (ICD F60.-)

Bild aus: Etudes cliniques sur l’hystéro-épilepsie, ou Grande hystérie. Précédé d’une lettre-pref.de J.-M. Charcot 1881

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur