Kamptokormia

Vom griechischen « kamptein » beugen und « kormos » den Rumpf oder die Kyphose, wurde der Begriff 1905 vom französischen Neurologen Souques geprägt. Damals ging es um Soldaten, die der Front entgehen wollten und so eine Bewegungsstörung entwickelten. Damals wurde auch vom nach vorn gebeugten Rücken der Soldaten gesprochen. Bei jungen Patienten sollen auch heute noch psychogene Ursachen nicht selten sein. Je älter der Patient, um so eher ist aber von einer organischen Grunderkrankung auszugehen. Unter Kamptokormia wird eine unwillkürliche Beugung des Rumpfes nach vorn, welche im Sitzen und Stehen auftritt, verstanden, die Symptome nehmen bei Müdigkeit zu. Auftreten meist nach dem 60 LJ, bei Frauen häufiger als bei Männern beschrieben. Die Krankheit ist seit über 180 Jahren bekannt, sie wurde bisher pathogenetisch unterschiedlich eingeordnet. In erster Linie wurde früher eine psychogene Erkrankung postuliert. Bei primären Formen handelt es sich wohl um eine segmentale Dystonie der Bauchwandmuskulatur. Unter den sekundären Formen ist neben anderen Erkrankungen (psychogene Störung, Neurose, fokale Dystonien, Tourette-Syndrom, ALS, Muskeldystrophie, Myositis, M. Parkinson, Multisystematrophie, thorakolumbale Kyphose, spinale Raumforderungen, Myelitiden, paraneoplastisches Syndrom, neuroleptikaindzuziert, metabolische Myopathien, fokale Myopathien der Rückenmuskulatur im Alter, Hypothyroidismus, Osteomalazie, Polymyositiden und Dermatomyositiden, mitochondriale Myopathien) wegen der erfolgreichen Behandlungsmöglichkeiten die Kamptokormia im Rahmen eines essenziellen Tremors und des M. Parkinson besonders zu bedenken. Auch Möglichkeit einer Kombinationen der Bauchwanddystonie mit einem essenziellen Tremor ist also möglich. Eine muskuläre Insuffizienz der Rumpfmuskulatur soll die K. auch begünstigen. Kamptocormia ist im Stehen und Gehen ausgeprägt und nimmt während des Tages und mit zunehmender Müdigkeit zu. Meist verschwindet sie im Liegen. Dies spricht dafür, dass es sich um eine axiale oder Aktionsdystonie handelt. In den meisten Fällen ist sie nicht mit Schmerzen verbunden. Die Behandlung richtet sich vornehmlich nach der Grunderkrankung. Erfolgreiche Behandlungen mit Tiefenstimulation sind berichtet, Botulinumtoxin Typ A Injektionen in den Muskulus rectus abdominis sind bei manchen Patienten wirksam. Einzelfälle von dopaminresponsiven dystonen Formen sind beschrieben, ein Behandlungsversuch mit L-dopa ist deshalb gerechtfertigt.

 

Quellen / Literatur:

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur