Die Koprolalie (griech. kopros ‚Mist, Kot‘ + lalia ‚Sprache‘) ist ein selten vorkommendes Phänomen, das als pathognomonisches Symptom für das Tourette-Syndrom gilt. Sie tritt laut Rothenberger bei 5 – 40 % der Tourette-Betroffenen auf und ist für diese Gruppe sozial sehr belastend. Die Betroffenen stoßen zwanghaft unflätige, sozial anstößige, beleidigende, mitunter hasserfüllte Worte bzw. ausführliche sexuelle und aggressive Kurzaussagen hervor. “Besonders ausgeprägt findet sich die Artikulation von Koprolalie in Form von sozial vollkommen unakzeptabler Beschreibung der Erscheinung einer anderen Person, ihres sozialen Status oder ihres Verhaltens (’sie sind der fetteste fickende Sohn einer Hure, den ich je gesehen habe – was für Zitzen – Donald Duck … Donald … armselige Glatzkopfente‘). Es erscheint unnötig zu sagen, dass die Antwort derer, die solchen Anwürfen ausgesetzt sind, für den Patienten schlimme soziale und eventuell körperliche Konsequenzen haben kann.” Kopropraxie sind unwillkürliche und unangemessene obszöne Gesten, wie das Zeigen des Mittelfingers (‚Stinkefinger‘) oder Masturbationsbewegungen, die mitunter nicht weniger belastend als die Koprolalie für Leidtragende und ihre Umgebung sind. Auch Formen von geistiger Koprolalie und Koprographie, bei denen die Betroffenen inzestuöse und sehr zwanghaft obszöne Gedanken und Phantasien haben, ist unter Tourette-Erkrankten weit verbreitet.