In der Medizin ist man zunehmend bemüht, die Auswirkungen von Erkrankungen auf die Lebensqualität oder den allgemein Alltag von Betroffenen zu untersuchen und in der Behandlung zu berücksichtigen. Lebensqualität als Zielkriterium für den Effektivitätsnachweis klinischer Interventionen ist ein mit den Methoden der Sozialpsychologie quantifizierbares, reproduzierbares Ergebnismaß. Lebensqualität wird in Studien meist im Fragebogentest in Scores gemessen. Am häufigsten wird das SF-36 Health Survey eingesetzt, das als Standardinstrument zur Erfassung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität gilt. Der Fragebogen beinhaltet 36 Items, die wiederum acht Dimensionen der subjektiven Gesundheit zugeordnet werden können: Körperliche Funktionsfähigkeit, Körperliche Rollenfunktion, Körperliche Schmerzen, Allgemeine Gesundheitswahrnehmung, Vitalität, Soziale Funktionsfähigkeit, Emotionale Rollenfunktion und Psychisches Wohlbefinden. Lebensqualitätsscores sind in hohem Maß von der Stimmung des Betroffenen abhängig, andere Dimensionen kommen dabei möglicherweise zu kurz. An der Entwicklung von Scores, bei denen die Stimmung weniger eingeht, wird gearbeitet. Reliabilität, Validität und Sensitivität der verschiedenen Scores mag reproduzierbar hoch sein, ob sie aber wirklich messen was das Wort vorgibt ist nicht immer gesichert. Lebenszufriedenheit hängt langfristig meist nur wenig von der Schwere einer Erkrankung ab. Beispielweise unterschied sich die Lebenszufriedenheit von 135 Patienten 3,5 Jahre nach einer schwersten Hirnschädigungen bei Befragung mit Ausnahme der gesundheitsbezogenen Lebenszufriedenheit nicht von der bundesdeutschen Durchschnittsbevölkerung. Die Ergebnisse zeigen, dass die untersuchten Patienten trotz bestehender Defizite ihre Lebenssituation weitgehend positiv bewerten. Die Messung der Lebensqualität im Rahmen einer speziellen Erkrankung oder psychischen Störung ist sinnvoll, die Verbesserung der Messinstrumente und die Subjektivität der Ergebnisse muss aber jeweils diskutiert werden.
Quellen / Literatur:
NEUROLOGY 2006;67:1–1, Sven Benson et al., Lebenszufriedenheit von Menschen nach schwersten Hirnschädigungen Eine explorative Follow-up Studie, Zeitschrift für Neuropsychologie, 17 (1), 2006, 15–23