(bis hin zu tödlichem Ausgang möglich bei (Auswahl))
Auch frei verkäufliche Medikamente können schwere Leberschäden auslösen. Besonders auch bei Schmerzmitteln sollte bei entsprechenden Symptomen daran gedacht werden. Die Symptome sind vielfältig, deshalb sollten lieber zu oft die Laborwerte kontrolliert werden. Möglich sind Appetitlosigkeit, Abgeschlagenheit, Gewichtsverlust, Übelkeit, Erbrechen, Fieber, Schmerzen im rechten Oberbauch, Arthralgien, Myalgien, Pruritus, Exanthem, Stuhlentfärbung sowie Urin-Dunkelfärbung. Das auffälligste Symptom ist jedoch häufig ein Gelbwerden der Augen oder gar der Haut- was zu dringlicher Diagnostik Anlass sein sollte. Da die von den Patienten angegebenen Beschwerden zahlreich sind, wird an die Diagnose einer arzneimittelbedingten Lebererkrankung oft sehr spät gedacht. Die Diagnose wird meist auch dadurch erschwert, dass von multimorbiden Patienten oft mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden. Hilfreich für die Diagnose ist eine Besserung oder ein vollständiger Rückgang der angegebenen Symptomatik nach Absetzen der angeschuldigten Medikation. Auch neu zugelassene Arzneimittel können die Ursache einer fakultativen Leberschädigung sein. Leichte Leberwerterhöhungen unter der Einnahme von Medikamenten sind kontrollbedürftig und rechtfertigen nicht immer ein Absetzen der Medikamente. Medikamente können aber auch für schwere Leberschäden verantwortlich sein. Wie lange es ab Beginn der Einnahme eines Medikamentes dauern kann, bis eine Leberschädigung auftritt, ist je nach Medikament sehr unterschiedlich. Andere Lebererkrankungen müssen ausgeschlossen werden. Es müssen immer auch alle pflanzlichen Präparate, die gleichzeitig eingenommen werden bekannt sein, auch diese können alleine oder in Kombination ursächlich sein. Hinweisend ist, wenn durch Absetzen eine Besserung der Leberwerte eintritt. Das Leberversagen kann in den ersten Tagen oder Wochen zunehmen, ab einen bestimmten Punkt können auch fallende Leberwerte eine Verschlechterung der Leberfunktion ankündigen. Immunologisch bedingte Leberschäden durch ein Medikament können bei erneuter Verabreichung auch sehr schnell zu einer Verschlechterung führen, in anderen Fällen kann sich eine Toleranz herausgebildet haben, die dazu führt, dass das Medikament bei der 2. Verabreichung gut vertragen wird. Schwindel, Appetitmangel, allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit und Beschwerden im rechten Oberbauch können hinweisend auf eine Leberschädigung sein. Juckreiz und Gelbsucht sind bereits deutlichere Hinweise, bei Gelbwerden der Augen oder der Haut ist sofortige gastroenterologische Diagnostik angesagt. Im Zweifel sollte selbstverständlich sofort und wenn möglich in Absprache mit dem Arzt das Medikament abgesetzt werden. Paracetamol in Überdosis ist der wichtigste Verursacher von schweren akuten Leberschäden. Bei allen neuen Medikamenten muss berücksichtigt werden, dass die Häufigkeit von Leberschäden oft erst lange nach der Zulassung der Medikamente bekannt wird. Alkohol kann die Schäden durch die Medikamente verschlimmern oder mit auslösen. Die Wahrscheinlichkeit eines Leberschadens, durch ein Medikament hängt auch von genetischen Veranlagungen und dem Ernährungszustand ab. Man nimmt an, dass schwerere Leberschäden mit einer Wahrscheinlichkeit von 1:10 000 bis 1:100 000 bei den meisten Medikamenten auftritt, bei denen solche Schäden bekannt sind, in Einzelfällen aber auch deutlich häufiger, die Zahlen erklären, warum diese Nebenwirkung bei Zulassung meist nicht bekannt ist. Nach einer guten französischen Statistik waren es 14 pro 100 000 Einwohner pro Jahr, von denen 12% ins Krankenhaus aufgenommen werden mussten und von diesen wiederum 6% am Leberschaden starben. Es folgt eine Liste der Medikamente bei denen solche Leberschäden bekannt sind, auch um deutlich zu machen, dass jeweils alle Medikamente, die eingenommen werden, dem Arzt benannt werden müssen. Hepatozelluläre Schädigungen mit erhöhter GPT können durch Acarbose (Diabetesmedikament), Acetaminophen (Paracetamol), Allopurinol (Gichtmedikament), Amiodaron (gegen Herzrhythmusstörungen), Baclofen (gegen Spastik), Buproprion (zur Raucherentwöhnung), Fluoxetin Paroxetin, Sertralin, Trazodon (Antidepressiva), Kavakava (pflanzliches Beruhigungsmittel), Isoniazid Rifampin(INH Tuberkulosemittel), Tetracycline (Antibiotika),Ketoconazol (Pilzmittel), Lisinopril, Losartan (Bluthochdruckmittel), Methotrexat (Immuntherapeutikum), Omeprazol (Magensäurehemmer), Risperidon (Neuroleptikum), Statine (Cholesterinsenker), Valproinsäure (Antiepileptikum) auftreten. Gallenstau- Cholestatische Leberschäden mit erhöhter alkalischer Phosphatase und erhöhtem Bilirubin können nach Amoxicillin–Clavulansäure, Erythromycin (Antibiotikum), anabolen Steroiden (Missbrauch bei Bodybuildern), Chlorpromazin, Phenothiazine (Neuroleptika), Clopidogrel (Blutverdünner), Mirtazapin, Trizyklika (Antidepressiva), Hormonpräparaten wie der Pille, Terbinafin (Antimykotikum) auftreten. Gemischte Hepatozelluläre Schädigungen mit Cholestatischen Leberschäden bei Amitriptylin, Trazodon (Antidepressiva), Azathioprin (Immuntherapeutikum), Captopril, Enalapril, (Bluthochdruckmittel), Carbamazepin Phenobarbital, Phenytoin (Antiepileptika), Clindamycin, Nitrofurantoin, Sulfonamide, Trimethoprim–Sulfamethoxazol (Antibiotika), Cyproheptadin (Antihistaminikum), Flutamid (Mittel bei Prostatakrebs), Verapamil ( Mittel bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Clusterkopfschmerz) auftreten. Leberschäden sind auch bekannt durch Amphotericin B, Aurothiopropanol/-malat, Benoxaprofen, Carbromal, Carbimazol, Clozapin, Cyproteron, Dacarbazin, Dactinomycin, Dantrolen, Desipramin, Dihydralazin, Disulfiram, Enfluran, Erythromycin, Flutamid, Halothan, Imipramin, Iproclozid, Indometacin, Iproniazid, Isocarboxazid, Isoniazid, Mercaptopurin, Alpha-Methyldopa, Minocyclin, Natriumperchlorat, Nimesulid, Nortriptylin, Ofloxacin, Phenylbutazon, Phenytoin, Probenecid, Propylthiouracil, Pyrazinamid, Pyrimethamin, Sulfasalazin, Tiabendazol, Tolbutamid, Troglitazon, Absetzen der Medikamente führt meist zu einer raschen Besserung der klinischen Symptomatik und der erhöhten Leberwerte, sofern das Bild einer fakultativen toxischen Hepatitis vorliegt. Langwieriger ist der Verlauf bei den arzneimittelbedingten Lebererkrankungen mit Gallenstauung. Problematisch ist das Auftreten eines akuten Leberversagens, außerdem die Entwicklung von chronischen Lebererkrankungen und Lebertumoren. Die Prognose ist dann abhängig von der jeweiligen Art der Lebererkrankung. Eine schlechte Prognose haben Patienten, die das angeschuldigte Arzneimittel auch noch nach Auftreten der klinischen Symptomatik einer arzneimittelbedingen Lebererkrankung weiter einnehmen.
Quellen / Literatur:
R. Teschke in Dt Ärztebl 2001; 98: A2584–2589[Heft 40] Victor J. Navarro, M.D., and John R. Senior, M.D. Drug-Related Hepatotoxicity N Engl J Med 2006;354:731-9.