Meditationstechniken

Auch wenn die positiven Auswirkungen von Meditationstechniken nach der Analyse von Grawe et al. (1994) durchaus respektable (therapeutische) Effekte im Sinne von Entspannungstechniken hervorbringen können, ist es bedenklich, einem religiösen Kontext entstammende und diesem wesenhaft zugehörige Elemente, unbedenklich in die Reihe der psychotherapeutischen Techniken aufzunehmen. Psychotherapeutische Techniken können zu Recht (reflektierten) Eingang in die seelsorgerische Praxis finden. Ebenso müssen Psychotherapeuten die Glaubenshaltungen ihrer Patienten bei der Behandlung berücksichtigen. Doch sind die wissenschaftlichen Grundlagen der Theologie/Seelsorge andere als die der Medizin/Psychotherapie. Die Ansatzpunkte und Zielsetzungen religiöser Systeme oder gelebten Glaubens unterscheiden sich nachhaltig von medizinisch oder therapeutischen – zumindest in unserem Kulturkreis seit einigen Jahrhunderten. . So ist es auch bedenklich, wenn Begriffe, die in der Wissenschaft definiert sind, in offensichtlich anderer Bedeutung in den Wirkungsmodellen von „Therapie“-Verfahren oder -Techniken auftauchen. Erinnert sei hier z.B. an den Begriff der „Energie“. Solange dieser Begriff als Modellvorstellung oder bildhafter Vergleich, als therapeutische Metapher, benutzt und bezeichnet wird, ist dies unbedenklich. Wenn aber tatsächlich von fließender oder stockender (Bio-) Energie oder im Rahmen fernöstlicher Denk- und Glaubensmodelle von „Körperenergie“ als Faktum ausgegangen wird, ist dies mit anderen gegenwärtig bei uns gültigen wissenschaftlichen Grundannahmen nicht kompatibel, eine Tatsache, an der bereits Mesmer, der Begründer der wissenschaftlichen Hypnose, Ende des 18. Jh. mit seiner Fluidumstheorie vor der Académie Francaise scheiterte. Wenn derartige inkompatible Begriffe und Modelle gebraucht werden und zudem überzeugende Wirksamkeitsnachweise ausstehen oder deren Bedeutung gar grundsätzlich infrage gestellt wird, spricht Köbberling zu Recht von „Glaubensmedizin“ und stellt sie als Gegenstück zur wissenschaftlichen Medizin vor. Die therapeutische Hypnose, das autogene Training, die progressive Relaxation und Biofeedback sind nicht mit Yoga, Qigong und fernöstlicher oder christlicher Meditation in eine Reihe zu stellen, auch wenn es im Erleben der Übenden Ähnlichkeiten gibt.