Morbus Still (auch: Still-Syndrom) ist eine rheumatische Erkrankung des Kindesalters. Es handelt sich um die systemische, also den gesamten Organismus befallende, Form der juvenilen idiopathischen Arthritis.
Die Erkrankung tritt in der Regel nur bei Kindern und Jugendlichen auf, am häufigsten bereits vor Vollendung des 4. Lebensjahres. Eine Erwachsenenform des Morbus Still (adultes Still-Syndrom) ist jedoch ebenfalls in der Literatur beschrieben.
Ursachen
Die genauen Ursachen des Morbus Still sind bislang weitgehend unklar. Man geht davon aus, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt, wobei spezfische krankheitstypische Autoantikörper bislang nicht identifiziert wurden. Virusinfektionen werden als mögliche Ursache des Autoimmungeschehens diskutiert.
In Studien zeigte sich außerdem eine eindeutige erbliche Komponente der Erkrankung: Kinder mit mehreren betroffenen Angehörigen sowie eineiige Zwillinge, von denen das Geschwisterkind bereits erkrankt war, zeigten deutlich höhere Erkrankungswahrscheinlichkeiten als in der Allgemeinbevölkerung.
Symptome
- Zu Beginn meist hohes Fieber, vor allem morgens und abends, über mehrere Wochen, welches nicht auf Antibiotika anspricht
- lachsfarbener, teils juckender Ausschlag am Körperstamm. Besonders während der Fieberspitzen
- Lymphknotenschwellung
- Gelenkschmerzen der Halswirbelsäule und anderer (meist proximaler) Gelenke. Oft jedoch erst nach längerem Krankheitsverlauf.
- Atembeschwerden (bedingt durch Pleuritis)
- Bauchschmerzen (bedingt durch Peritonitis)
- Schmerzen retrosternal / im Brustbereich (bedingt durch Perikarditis)
Diagnostik
Zusätzlich zu den beschriebenen klinischen Symptomen, zeigen sich im Laborbefund deutliche Entzündungszeichen (erhöhte BSG, erhöhtes CRP, neutrophile Leukozytose, Thrombozytose), oft besteht eine hypochrome, mikrozytäre Anämie.
Das Röntgenbild der betroffenen Gelenke zeigt Arthritiszeichen.
Therapie
Da es sich um eine idiopathische Erkrankung handelt, also eine Erkrankung, deren Ursache nicht bekannt ist, gibt es auch keine kausale Therapiemöglichkeit. Der Morbus Still ist meist selbstlimitierend, nach einiger Zeit tritt also von selbst eine Besserung der Erkrankung ein. Ziel der Therapie ist es daher, während der Erkrankungsdauer Folgeschäden an Gelenken und Organen zu verhindern und die Symptome zu verbessern.
Neben konservativen Maßnahmen wie Physiotherapie und gelenkschonender sportlicher Betätigung ist eine medikamentöse Therapie möglich. Hierbei kommen neben nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Diclofanac in schwereren Fällen auch Glukokortikoide, Immunsuppressiva und Biologicals wie der Interleukin-6-Antikörper Tocilizumab in Betracht.
Bei starkem Gelenkbefall kann eine operative Abtragung von Gelenkschleimhaut (Synovektomie) sinnvoll sein.
Prognose
Die Krankheit ist selbstlimitierend, bis zum Erwachsenenalter sind die Krankheitssymptome bei der Mehrzahl der Betroffenen vollständig abgeklungen. Für die Vermeidung von Folgeschäden ist eine rechtzeitige und fachgerechte Therapie entscheidend.