Psychomotorik

Psychomotorik Gesamtheit des durch psych. Vorgänge beeinflußten körperl.-seel. Ausdrucksverhaltens; Störungen der P. kommen u.a. als Hypo-, Hyper- bzw. Parakinese, Stereotypien od. Automatismen vor. Die Psychomotorik prägt oft den ersten Eindruck den wir von einem Menschen haben. Psychomotorik bei Depressionen als Beispiel: Der Patient gestikuliert viel oder wenig, mit unterschiedlichen Bewegungsmustern, seine Mimik ist lebhaft oder starr, ängstlich oder gereizt, er spricht laut oder leise, schnell oder langsam, flüssig oder abgehackt. Die Psychomotorik ist auch ohne die Mitwirkung des Patienten erfassbar und dennoch ein aussagefähiger Befund. Sie ermöglicht im Praxisalltag einen schnellen Zugang zu den Affekten und Emotionen eines Patienten. Der Arzt nimmt ein komplexes und mehrdimensionales Phänomen war, ohne sich dessen in allen Einzelheiten bewusst zu sein. Sowohl der erste Eindruck als auch der Gesamteindruck den ein Patient aufgrund seine Motorik vermittelt, basiert auf einer Wahrnehmung, die nicht jede Aktion bewusst und gesondert registriert. Nicht immer allerdings ist die subjektive Gehemmtheit als Verlangsamung oder Verringerung der motorischen Aktivität beobachtbar. Untersuchungen beweisen, je schwerer eine Depression ist, um so weniger bewegt sich der Erkrankte. Es treten auch gehäufte Phasen der Immobilität auf. Die Gehgeschwindigkeit bei Depressiven ist im Mittel geringer als bei Gesunden, die Schrittlänge ist verkürzt, es bestehen verlängerte Standphasen. Depressive zeigen verlangsamte Bewegungen, dafür häufiger kurze Berührungen des Körpers, der Hände und des Kopfes. Die Expressivität der Mimik läßt bei einer Depression ähnlich wie bei eine Schizophrenie nach. Vorallem die unwillkürliche Mimik wird weniger. Die Reaktion auf emotionale äußere Stimmuli erfolgt jedoch schneller als bei Menschen die an einer Schizophrenie leiden. Die Sprache zeigt eine verminderte Stimmamplitude, eine geringere Variabilität der Sprechfrequenz und Tonhöhe. Es entstehen längere Sprechpausen und eine verkürzte Sprechzeit. Hierdurch entsteht der Eindruck einer schwachen und monotonen Stimme. Agitiertheit und Hemmung schließen sich nicht aus, sie können gleichzeitig und unabhängig von einander auftreten. So kann ein Patient agitiert sein, weil er ständig mit den Händen nestelt, ständig Fingertappen und dennoch kann seine Mimik starr und ausdruckslos im Sinne einer Hemmung sein. Im AMDP ist antriebsgehemmt als Erlebnissymptom definiert, während antriebsarm als eine Mischung zwischen subjektiv Erlebtem und beobachtetem betrachtet wird. Dies wird nicht in allen Untersuchungssystemen als Definition so geteilt. Untersuchungen zeigen, dass Patienten mit einer psychomotorischen Hemmung besser auf Antidepressiva ansprechen als andere Patientengruppen.

 

Quellen / Literatur:

(Aus Putzhammer et al.Neurodate 15 (3/2001), 111, Seite 28-35) Siehe auch Nonverbal Dictionary of Gestures, Signs & Body Language Cues

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

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