Pyromanie

pathologisches (krankhaftes) Feuerlegen. Unter Pyromanie versteht man wiederholte Brandstiftung, die meist in der Kindheit beginnt, ohne daß erkennbare Motive vorliegen (auszuschließen sind materieller Gewinn, Rache, politischer Extremismus sowie Spurenbeseitigung nach krimineller Handlung). Die echte Pyromanie ist selten, sie tritt häufiger bei Männern als bei Frauen auf. Das Beschwerde- oder besser Krankheitsbild ist charakterisiert durch ausgeprägte Faszination von allem, was mit Feuer und Brand in Zusammenhang steht, einschließlich Löschmöglichkeiten (Löschgeräte, Löschfahrzeuge). Ablauf: Spannung oder affektive Erregung, bevor der Band gelegt wird. Brandstiftung im Kindes- und Jugendalter ist praktisch immer nur im Rahmen von Störungen des Sozialverhaltens zu beobachten, die an dieser Stelle nicht gemeint ist. Neben Brandstiftung weisen diese Jugendlichen regelverletzendes, aggressives und delinquentes Verhalten auf, das im allgemeinen schwerwiegender als bei dissozialen Jugendlichen ohne Brandstiftung in der Anamnese ist. Faszination von allen Themen, die mit Feuer in Verbindung stehen, ein unwiderstehlicher Drang und wachsende Spannung vor der Feuerlegung sowie Erleichterung und Zufriedenheit nach ihrer Ausführung. Während des Feuers und den damit verbundenen Begleitumständen interessiert, neugierig, fasziniert, gebannt. Oft, manchmal sogar regelmäßig „Zuschauer“ bei selbstgelegten Bränden, wenn nicht gar Auslöser der Alarmsituation. Wenn in der jeweiligen Feuerwehr aktiv, dann bei den Löscharbeiten nicht selten besonders einsatzfreudig. Während des Brandes Entspannung, Befriedigung und Vergnügen. Danach, selbst angesichts der entstandenen Zerstörung oder Schädigung von Besitz, Gesundheit oder gar Leben, in der Regel Gleichgültigkeit, ja Zufriedenheit, Behagen, Wohlgefühl oder Entzücken. Bei den Diagnosen stehen an erster Stelle Persönlichkeitsstörungen in fast zwei Drittel aller Fälle. Dabei überwiegen die selbstunsicheren Persönlichkeitsstörungen, und zwar weit vor den antisozialen, paranoiden, den Borderline- und schizoiden Persönlichkeitsstörungen (s. diese). Etwa jeder 5. forensisch erfaßte Brandstifter ist geistig behindert. Eine Entwicklungskrise muß in jedem 10. Fall angenommen werden. Danach folgen die deutlich selteneren Diagnosen: wahnhafte Psychose, hirnorganisches Psychosyndrom, Demenz und Depression.

 

Quellen / Literatur:

Paraphilie

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur