Skandierende Sprache

Als skandierende Sprache bezeichnet man eine charakteristische Sprechstörung, die bei multipler Sklerose mit Befall des Kleinhirns (Cerebellums) sowie auch im Rahmen von Kleinhirnschädigungen anderer Ursache auftreten kann. Ebenso wie die übrigen MS-Symptome kann auch diese Sprechstörung schubweise auftreten und nach einiger Zeit wieder verschwinden bzw. sich bessern.

Die skandierende Sprache ist gekennzeichnet durch eine Verlangsamung des Sprechtempos (Bradylalie) sowie ein sehr abgehacktes Sprechen. Vergleichbar ist die skandierende Sprache mit der Sprechweise eines Kindes, das gerade das Lesen lernt und langsam Buchstabe für Buchstabe bzw. Silbe für Silbe vorliest.

Oft variiert während des Sprechens die Lautstärke und Intonation stark, sodass teils einzelne Silben laut und kraftvoll und explosiv hervorgestoßen werden, während die nachfolgenden Silben kraftlos und kaum intoniert ausgesprochen werden.

Beispiel:
Untersucher: „Wann sind sie geboren?“
Patient: „AM-drittn–SEP-tember-Neun–zehn–hun–dert-DREI–und–sieb–zig“

Eine Kleinhirnbeteiligung tritt bei etwa 15% der MS-Patienten auf. Die skandierende Sprache ist teil der Charcot-Trias, die die drei typischen „Kleinhirnsymptome“ beschreibt, zu denen außerdem der Nystagmus und der Intentionstremor gehören.

Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Ursache der Sprechstörung. Tritt sie im Rahmen eines akuten MS-Schubes auf, so sollte die übliche Schubtherapie mit Glukokortikoiden angewendet werden. Symptomatisch kann eine logopädische Therapie hilfreich sein.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur