Stuhlinkontinenz

Unfähigkeit, den Stuhl- und/oder Windabgang willkürlich zu kontrollieren. Man kann prinzipiell zwischen einer Grob– (Unfähigkeit festen Stuhl zu halten) und einer Feininkontinenz (Unfähigkeit breiig-flüssigen Stuhl zu halten) unterscheiden.Die Prävalenz bei Berufstätigen ist mit ca. 4 : 1000 sehr gering. Bei über 65jährigen steigt sie jedoch sprunghaft auf 5 % an. Bei pflegebedürftigen Patienten und Heimbewohnern ist in bis zu 50 % der Fälle mit einer analen Inkontinenzproblematik zu rechnen (hohe Dunkelziffer).Ursachen: muskuläre Inkontinenz: direkte traumatische Schädigung der Sphinktermuskulatur, z. B. postoperativ, nach Pfählungsverletzung, durch Analfisteln oder durch Denervierung der Muskulatur durch Dehnungsschaden des N. pudendus nach vaginalen Geburten, sensorische Inkontinenz: im Rahmen einer Polyneuropathie (z. B. Diabetes mellitus) oder nach Entfernung der sensiblen Analschleimhaut durch Hämorrhoidenoperation, neurogene Inkontinenz: bei Schädigung des Sakralmarks, z. B. traumatisch oder bei Spina bifida, zerebralen Läsionen im frontalen Kortex oder ZNS-Systemerkrankungen wie multiple Sklerose, eingeschränkte Reservoirfunktion: nach operativer Verkleinerung des Rektums (anteriore Rektumresektion), bei verminderter Wandelastizität des Rektums im Rahmen einer Proktitis. Infusionsretentionstest (normalerweise können >0,8 l Wasser eingehalten werden). Die anorektale Manometrie sowie das Analsphinkter-EMG dienen zur differenzierten Ursachenklärung. Die anale Endosonographie kann lokalisierte Sphinkterdefekte nachweisen

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur