Die transfusionsassoziierte akute Lungeninsuffizienz (TRALI) ist eine seltene Transfusionskomplikation. Sie tritt nach Transfusion von Frischplasma (GFP) oder Thrombozytenkonzentraten mit einer Häufigkeit von etwa 1-10 Fällen pro 100.000 Transfusionen auf, üblicherweise innerhalb von 6 Stunden nach Transfusion.
Nach Transfusion von Erythrozytenkonzentraten tritt eine TRALI in der Regel nicht bzw. nur äußerst selten auf. Die TRALI endet in etwa 5-14% der Fälle tödlich.
Pathogenese
Ursächlich für die Entwicklung einer TRALI sind meist im Transfusionskonzentrat vorhandene Antikörper aus dem Blut des Spenders, die gegen Granulozyten des Empfängers gerichtet sind (immunogene TRALI). Selten können auch andere Substanzen aus dem Spenderblut, beispielsweise bestimmte Lipide, eine TRALI auslösen.
Durch Bindung der Antikörper an die Empfängergranulozyten werden diese aktiviert, binden an das Gefäßendothel der Lungenblutgefäße des Empfängers und schädigen dieses durch Ausschüttung von Sauerstoffradikalen und gewebsdestruierenden und permeabilisierenden Enzymen und Zytokinen. Flüssigkeit kann vermehrt aus den Blutgefäßen austreten und es kommt zum Lungenödem.
Symptome
Typisch ist im Rahmen des Lungenödems das Auftreten von Atemnot mit Hypoxämie, Tachypnoe, Fieber, erniedrigtem Blutdruck und Durstgefühl.
Über der Lunge sind beidseits feuchte Rasselgeräusche zu hören. Im Röntgenbild zeigen sich ab etwa 15 Minuten nach Beginn der Symptomatik bilaterale Lungeninfiltrate.
Abgrenzung vom kardiogenen Lungenödem
Die Abgrenzung vom sehr viel häufiger auftretenden kardial bedingten Lungenödem ist allein anhand der Symptome nur schwer möglich. Im Gegensatz zur transfusionsassoziierten akuten Lungeninsuffizienz zeigen sich beim kardiogenen Lungenödem Zeichen einer Volumenbelastung oder Herzinsuffizienz.
So findet sich beim kardiogenen Lungenödem im a.-p. Röntgenbild eine vergrößerte Herzsilhouette. Echokardiographisch lässt sich im Gegensatz zur TRALI eine verminderte Pumpfunktion des linken Ventrikels feststellen. Das BNP (B-natriuretisches Peptid) im Serum ist bei kardialem Lungenödem häufig erhöht, kann jedoch auch bei der TRALI erhöht sein.
Noch schwieriger ist die Abgrenzung zwischen TRALI und kardialem Lungenödem bei bereits vorgeschädigtem Herzen. Auch bei vorbestehender Herzinsuffizienz bzw. Volumenbelastung darf bei akut eintretender Symptomatik nach Transfusionen die TRALI differentialdiagnostisch nicht außer Acht gelassen werden.
Therapie und Prognose
Bei noch laufender Transfusion muss diese sofort gestoppt werden. Für eine Sicherstellung der Oxygenierung ist durch Sauerstoffgabe zu sorgen, ggf. kann eine Intubation und Beatmung nötig werden. Die Intubationsindikation sollte großzügig gestellt werden. Teilweise kommen Glukokortikoide zum Einsatz. Eine Gabe von Diuretika ist bei der TRALI im Gegensatz zum kardialen Lungenödem nicht indiziert.
Unter rechtzeitiger Behandlung und intensivmedizinischer Überwachung erholen sich die meisten Patienten relativ schnell wieder. Dennoch versterben etwa 5-14% der Betroffenen an der Erkrankung.
Antikörperdiagnostik
Um eine durch ein bestimmtes Blutprodukt ausgelöste transfusionsassoziierte Lungeninsuffizenz im Nachhinein zu bestätigen, sollten die in Frage kommenden Transfusionskonzentrate bzw. die entsprechenden Blutspender auf leukozytäre Antikörper (HNA- und HLA-Antikörper) getestet werden.
Bestätigt sich das Vorhandensein solcher Antikörper, dürfen keine Frischplasmen oder Thrombozytenkonzentrate dieser Spender mehr in den Umlauf gebracht werden.
Am häufigsten werden entsprechende Antikörper im Blut von weiblichen Spendern mit vorausgegangen Schwangerschaften und bei Spendern, die selbst in der Vorgeschichte Transfusionsprodukte erhielten nachgewiesen.