Valproinsäure Valproat-Natrium

Antiepileptikum, Anwendung: (Epilepsie) Generalisierte Anfälle in Form von Absencen, myoklonischen Anfällen u. tonisch-klonischen Anfällen; fokale u. sekundär generalisierte Anfälle. Auch in der Phasen- Prophylaxe affektiver Störungen, selten in der Migräneprophylaxe bei fragwürdiger Wirksamkeit dort. Kontraindikationen Familiäre Lebererkrankungen, besonders wenn sie auf Arzneimittel zurückzuführen sind. Lebererkrankungen in der Anamnese und/oder manifeste schwerwiegende Leber- und Pankreasfunktionsstörungen Leberfunktionsstörungen mit tödlichem Ausgang bei Geschwistern während einer Valproinsäuretherapie, Porphyrie, systemischer LE. Anwendungsbeschränkung Kleinkinder, bei denen die gleichzeitige Behandlung mit mehreren Antiepileptika erforderlich ist , Knochenmarkschädigungen, Mehrfach behinderte Kinder und Jugendliche mit schweren Anfallsformen, Niereninsuffizienz (Anstieg freier Valproinsäure in Betracht ziehen, Dosis reduzieren), Hypoproteinämie , Blutgerinnungsstörungen Gleichzeitige Anwendung von Acetylsalicylsäure mit Valproinsäure besonders bei Säuglingen und Kleinkindern, Bei Kleinkindern nur in Ausnahmefällen Mittel der ersten Wahl u. mögl. als Monotherapie. Schwangerschaft Das Risiko der Entwicklung einer Meningomyelozele ist bei Exposition in der Frühschwangerschaft (1. Trimenon) erhöht (Inzidenz: 1-2% der Exponierten, Alpha-Fetoproteinbestimmung und Ultraschalluntersuchung durchführen!). Daneben kommen andere Fehlbildungen und – wie bei allen Antiepileptika – ein fetales Antiepileptika-Syndrom vor. Das Risiko einer Fehlbildung erhöht sich bei einer Kombinationstherapie mit anderen Antiepileptika. Falls Valproinsäure unverzichtbar ist, sollte in der Schwangerschaft, insbesondere im 1. Trimenon, auf jeden Fall zwischen dem Tag 20 und 40 nach der Befruchtung, die niedrigste anfallskontrollierende Dosis, in mehreren kleinen Dosen, über den Tag verteilt, angewendet und auf eine Kombination mit anderen Antiepileptika verzichtet werden. Valproinsäure geht in die Muttermilch über, die Mengen sind jedoch gering und bedeuten im allgemeinen kein Risiko für das Kind, so dass ein Abstillen in der Regel nicht nötig ist. Nebenwirkungen: Haut Passagerer Haarausfall (gelegentlich)- Nervensystem und Psyche- Parästhesien, Tremor, Schläfrigkeit (gelegentlich)- Kopfschmerzen, Spastizität, Ataxie, Verwirrtheit,- Stupor (selten)- Tinnitus, Halluzinationen- Enzephalopathie unklarer Pathogenese mit erhöhtem- Ammoniakspiegel, in Kombination mit Phenobarbital- Anstieg des Phenobarbitalspiegels möglich (selten,- reversibel)- Chronische Enzephalopathie unklarer Pathogenese mit- neurologischer Symptomatik sowie Störungen höherer- kortikaler Funktionen (v. a. bei höherer Dosierung- oder in Kombinationstherapie mit anderen- Antiepileptika) (Einzelfälle)- Gastrointestinaltrakt– Hypersalivation (selten)- Erhöhter Appetit bzw. Appetitlosigkeit (gelegentlich)- Gewichtszu- oder -abnahme (gelegentlich)- Leichte gastrointestinale Störungen, Diarrhö (selten)- Pankreaserkrankungen (Einzelfälle)- Leber, Galle- Schwerwiegende bis tödlich verlaufende- Leberfunktionsstörungen (selten, dosisunabhängig,- insb. bei Kindern unter Kombinationstherapie mit- anderen Antiepileptika)- Elektrolyte- Periphere Ödeme (selten)- Blut- Blutgerinnungsstörungen, Blutungen (selten)- Blutbildveränderungen (z. B. Leukopenie, Thrombopenie)- (gelegentlich, reversibel)- Beeinträchtigung der Knochenmarksfunktion mit- Lymphopenie, Neutropenie, Panzytopenie oder Anämie- (Einzelfälle)- Urogenitaltrakt- Enuresis bei Kindern- Immunsystem- Erythema multiforme, Lupus erythematodes (Einzelfälle) Wechselwirkung: Enzyminduzierende Antiepileptika (Phenobarbital, Carbamazepin, Phenytoin) Valproinsäurespiegel erniedrigt/Phenytoin- und Phenobarbitalspiegel erhöht Codein: Beeinflussung von Metabolismus und Proteinbindung des Codeins. Barbiturate, Primidon: Zentraldämpfende Wirkung verstärkt. Antidepressiva, Neuroleptika: Zentraldämpfende Wirkung verstärkt. – Antikoagulanzien: Erhöhte Blutungsneigung. Acetylsalicylsäure: Erhöhte Blutungsneigung/Anteil der freien Valproinsäure durch ASS erhöht – Hepatotoxische Arzneimittel und Alkohol: Erhöhte Lebertoxizität nicht auszuschließen.- Lamotrigin: Hemmung des Metabolismus von Lamotrigin: Hinweis: Bei Diabetikern mit Verdacht auf Ketoazidose falschpositive Reaktion auf Ketonkörper möglich. Toxikologie: Meist zunächst Apathie und Benommenheit mit Miosis, später u. U. Unruhe, Verwirrtheit und dann Koma. Häufig auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall. Evtl. Muskelhypotonie, Ataxie, Hypo- bis Areflexie, Kreislaufdepression und Atemstillstand. Gefürchtet sind Hypernatriämie, Hirnödem, metabolische Azidose und u. U. Leberversagen. Therapie: Ein spezifisches Antidot ist nicht bekannt. Die Therapie muss sich deshalb auf allgemeine Maßnahmen zur Entfernung des Arzneistoffes aus dem Organismus und Stützung der Vitalfunktionen beschränken. Entgiftung: Initial ist frühzeitiges Erbrechen (innerhalb 30 Min.), wenn möglich, bzw. eine Magenspülung und die Gabe von Aktivkohle sowie intensivmedizinische Überwachung erforderlich. Haemodialyse und forcierte Diurese können wirksam sein. Peritonealdialyse ist wenig- wirksam. über die Wirksamkeit der hämatogenen Kohleperfusion sowie der kompletten Plasmasubstitution und Transfusion liegen keine ausreichenden Erfahrungen vor. Aus diesem Grunde wird eine intensive internistische Therapie einschließlich Kontrolle der Plasmakonzentration empfohlen. Die i.v. Gabe von Naloxon zur Aufhellung der Bewusstseinstrübung ist in einem Fall als wirksam beschrieben worden. Cave: Hypernatriämie! Enzephalopathie mit Benommenheit, Gangataxie, Asterixis und einem generalisierten epileptischen Anfällen. Nach dem Absetzen von Valproinsäure verschwinden diese Symptome innerhalb weniger Tage. Die Valproat-Enzephalopathie ist eine seltene Nebenwirkung, die bislang vor allem bei Anfallspatienten mit einer Kombinationstherapie von Valproat mit anderen Antiepileptika beschrieben wurde. Durch die zunehmende Anwendung der Valproinsäure in der psychiatrischen Pharmakotherapie dürfte die Valproat-Enzephalopathie auch in diesem Feld an Bedeutung gewinnen. Der Nervenarzt 5 (2000) pp 401-403. Nach neueren Untersuchungen kann Valproinsäure auch ein vermutlich reversibles Parkinsonsyndrom auslösen.

 

Quellen / Literatur:

Easterford K, Clough P, Kellett M, Fallon K, Duncan S. Reversible parkinsonism with normal beta-CIT-SPECT in patients exposed to sodium valproate. Neurology. 2004 Apr 27;62(8):1435-7, Armon C, Shin C, Miller P, Carwile S, Brown E, Edinger JD, Paul RG. Reversible parkinsonism and cognitive impairment with chronic valproate use. Neurology. 1996 Sep;47(3):626-35.

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur