Verleugnung einer Schwangerschaft

kommt aus verschiedensten Gründen vor, nach einer Studie in 1:475 Geburten. Die Mehrzahl dieser Frauen leidet weder an eine Substanzabhängigkeit noch an einer schweren psychischen Störung. Psychische Störungen sind nur in Ausnahmefällen ursächlich. Die meisten hatten auch mehrfach sexuelle Beziehungen, sind also nicht primär unerfahren. Für viele der betroffenen Frauen ist es auch nicht die erste Schwangerschaft. Manche der Sexualpartner geben an, dass sie in den letzten Wochen vor der Entbindung sexuellen Kontakt mit den Frauen hatten, ohne dass sie die Schwangerschaft bemerkt haben. Es gibt nach der Studienlage keinen spezifischen Frauentyp der für die Verleugnung einer Schwangerschaft prädestiniert ist. Das Ignorieren der Zeichen einer Schwangerschaft kommt in allen Altersgruppen (jüngere aber häufiger), in allen Bildungsschichten, Berufen und auch unabhängig von der Art der Partnerschaft vor. In einer Studie waren 38% beim Arzt (nicht beim Gynäkologen) gewesen, ohne dass die Schwangerschaft diagnostiziert wurde. In einer Serie von solchen Verleugneten Schwangerschaften hatten 46% weiter wenn auch unregelmäßig ihre Periodenblutung. Eine endokrinologische Erklärung hierfür ist nicht bekannt. Manche haben ihre Antibabypille während der Schwangerschaft weiter eingenommen. Psychologisch wird am ehesten eine Konversionsstörung angenommen.

 

Quellen / Literatur:

Klaus M. Beier, Reinhard Wille, Jens Wessel, Denial of pregnancy as a reproductive dysfunction: A proposal for international classification systems Journal of Psychosomatic Research 61 (2006) 723– 730

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur