Wechseljahrsbeschwerden

die Wechseljahre bezeichnet man medizinisch aus als Klimakterium, gemeint ist die Zeit der hormonellen Umstellung vor und nach der Menopause (Ende der Monatsblutungen). Die Wechseljahre sind damit zunächst ein normaler Lebensabschnitt und für sich genommen auch mit den üblichen Beschwerden weder eine Krankheit noch behandlungsbedürftig. Neuerdings wird die Bezeichnung Wechseljahre auch für Männer angewandt, wobei strittig ist, in wie weit dies gerechtfertigt ist. Der Beginn liegt meist irgendwo zwischen dem 40. und dem 50. Lebensjahr, der definitive Eintritt in die Wechseljahre ist meist Anfang der 50er Jahre. Je später die Wechseljahre umso größer die statistische Lebenserwartung, obwohl bei späterer Menopause das Krebsrisiko (Gebährmutter, Eierstöcke) erhöht ist, wird dies durch die reduzierte Mortalität (Sterblichkeit) an kardiovaskulären Erkrankungen mehr als ausgeglichen.

Unregelmäßigkeiten des Menstruationszyklus mit stärkeren oder schwächeren Blutungen leiten das Ende der Fruchtbarkeit der Frau ein. Der Östrogenspiegel sinkt massiv ab. Hitzewallungen, Schweißausbrüche und eine trockene Scheide sind eindeutig Symptome die, durch die Wechseljahre ausgelöst werden. Eine Hitzewallung ist eine Wahrnehmung einer plötzlichen und intensiven Wärme die im Gesicht oder in der Brustregion beginnt und sich auf den Körper ausbreitet, meist in Kombination mit Schweißausbrüchen und Herzrasen die Dauer ist meist 2-30 Minuten. Nachts wachen die Betroffenen oft von den Hitzewallungen auf. Am stärksten treten die Hitzewallungen um die Zeit der letzten Periode herum am stärksten auf und nehmen dann an Häufigkeit und Intensität ab. In der Regel enden sie spontan ohne Behandlung nach einer gewissen Zeitperiode vollständig. Nur etwa 10% aller Frauen haben nach 7- 10 Jahren noch lästige Symptome. Nicht jede Hitzewallung ist ein Symptom der Wechseljahre. Stress, Panikattacken, Alkoholentzug, viele Medikamente wie Tmoxifen, Raloxifen, Schilddrüsenerkrankungen, Infekte, Krebserkrankungen, das Karzinoidsyndrom, Phaeochromozytome, systemische Mastozytose.. können ganz ähnliche Symptome auslösen. Bei atypischem Verlauf oder anderen Hinweisen auf eine der genannten Erkrankungen muss also weiter gesucht werden.

Inkontinenz, häufigere Blasenentzündung sind ebenfalls mögliche Symptome des Östrogenabfalls in den Wechseljahren. Bei weiteren Beschwerden wie subjektive Gedächtnisstörungen, Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen depressive Verstimmungen, Schwindel, Schlafstörungen, Müdigkeit, Verstopfung, Durchfall, trockene Haut, Gewichtszunahme, Gelenk- und Muskelschmerzen muss immer an die Differenzialdiagnose einer Depression gedacht werden. Der Hormonabfall kann möglicherweise Depressionen auslösen, nach aktuellen Studien verdoppelt sich in der Zeit des Eintritts der Wechseljahre die Wahrscheinlichkeit einer Depression im Vergleich zu Frauen gleichen Alters, die noch nicht in den Wechseljahren sind. Ob dies allerdings eine kausale Beziehung in eine Richtung ist, ist offen. Auch umgekehrt ist anzunehmen, dass eine Depression einen Hormonabfall bewirkt und den Eintritt der Wechseljahre beschleunigt. Hitzewallungen, nächtliche Schweißausbrüche, und eine trockene Scheide sind typische Wechseljahrssymptome ausgelöst durch den Hormonabfall. Depression, Angst und Reizbarkeit, Schmerzen, Müdigkeit, Inkontinenz, Schwindel, Kopfschmerzen, Herzrasen, Sexuelle Funktionsstörungen etc. gehen oft auf andere Probleme zurück und sind nicht unbedingt Folge des Östrogenmangels. Neben dem Hormonabfall spielen in der Zeit der Wechseljahre auch andere gravierende Umwälzungsprozesse im Leben eine Rolle. Häufig ist es die Zeit in der die Eltern pflegebedürftig und krank werden, die Kinder gehen aus dem Haus, der Höhepunkt der Karriere ist oft überschritten, der Wiedereinstieg ins Berufsleben ist oft schwierig und nur unter Qualifikation möglich, die Ehemänner fangen an ernsthafte Erkrankungen zu bekommen, nicht zuletzt wird auch die Tatsache des eigenen Älterwerdens bewusster. All diese Faktoren können das Entstehen psychischer Störungen begünstigen und können die Frau vorübergehend überfordern. Bei gleichzeitig vorhandener Depression sind Hormonbehandlungen alleine meist ineffektiv. Eine Entfernung der Eierstöcke bei jüngeren Frauen, Chemotherapie oder Bestrahlungen lösen häufig heftigere Symptome aus, als dies bei den Frauen der Fall ist, die auf natürliche Weise langsam in die Wechseljahre kommen. Seit einigen Jahren sind Hormonbehandlungen allgemein wegen ihres gravierenden Nebenwirkungsrisikos ins Gerede gekommen. (siehe unter prämenstruelle dysphorische Störung (PMDS) Das Risiko einer Hormonbehandlung für gravierende kardiovaskuläre oder thrombotische Nebenwirkungen ist für die individuelle Frau verdoppelt, je nach Risikoprofil kann man dieses Risiko als schwer oder leicht ansehen. Raucher haben bei einer Hormonbehandlung ein zusätzlich höheres Risiko, dies gilt auch für bereits bestehenden Bluthochdruck oder Diabetes. Das Einstellen des Rauchens und die Reduktion des Alkoholkonsums, kalte Getränke, gekühlte Räume können Hitzewallungen bessern. Sport bessert das Körpergefühl,

Stehen die depressiven Symptome im Vordergrund sollte auch die Depression behandelt werden. Für bestimmte Antidepressiva ist eine eindeutige Wirksamkeit auch für Wechseljahrsbeschwerden gesichert. Neue Trends zeigen, dass in dem Maße wie die Behandlung der Wechseljahrsbeschwerden durch Hormone abnimmt, der Einsatz von modernen Antidepressiva bei diesen Frauen ansteigt. Nicht jede Verordnung von Antidepressiva in den Wechseljahren hat also die Indikation der Depressionsbehandlung. Wechseljahrsbeschwerden auch ohne Depression lassen sich mit diesen Medikamenten ebenso behandeln. In wie weit dies immer auch zu Lasten der GKV gerechtfertigt ist, (Problem der Off-Label-Verordnung ) ist eine andere Frage. Langzeitstudien fehlen auch hier. Auch Antidepressiva können zumindest das Risiko von kardiovaskulären Nebenwirkungen erhöhen. Eine Meta-Analyse von 70 Studien zur Wirkung alternativer Heilmethoden auf die Wechseljahrsbeschwerden (Vitamin- und Proteingaben und anderen diätetischen Maßnahmen. Neun Studien untersuchten die Effekte von Meditationsübungen, Entspannungstechniken, Traditionellen Chinesischen Medizin TCM) kommt zu dem Ergebnis, dass in den Studien entweder keinen Wirkungsnachweis gibt oder dieser auf dem Placeboniveau liegt.

 

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Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur