Zecken

Zecken leben in fast allen unseren Wäldern, Parks und Gärten. Die wichtigste Zeckenart in Mitteleuropa, der sogenannte Gemeine Holzbock benötigt eine relativ hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen über 10 bis 15 Grad um aktiv zu werden. Diese Wetterbedingungen finden sich in unseren Wäldern vorwiegend im Frühsommer und im Herbst (in den trockenen Hochsommerperioden kann die relative Luftfeuchtigkeit meist unter die für Zecken notwendigen Werte absinken). Diese Aktivitätsangaben sind aber stark witterungsabhängig. Auch in warmen Wintern wurden gelegentlich aktive Zecken beobachtet. Darüber hinaus führt ein milder Winter dazu, dass die Zeckenpopulation und deren Aktivität im folgenden Frühjahr auf besonders hohem Niveau beginnt. Zecken zählen zur Gruppe der Milbentiere, wie alle anderen Spinnentiere haben sie 8 Beine. Zeckenlarven spielen beim Menschen kaum eine Rolle, die Haut ist zu dick. Nymphen sind geschlechtslose Wesen, etwa doppelt so groß wie Larven, sie sind gut in der Lage die Haut des Menschen zu durchdringen. An das Nymphenstadium schließt sich das Erwachsenenstadium, die Weibchen sind mit 4 mm etwa doppelt so groß wie Männchen. Sie bevorzugen Dickicht und Wildpflanzen, lieben die Feuchtigkeit und schätzen die Wärme. Nie lassen sie sich, wie vielfach angenommen, von den Bäumen auf ihr Opfer fallen. In der Regel sitzen sie geduldig im hohen Gras, auf Büschen oder Sträuchern und heften sich bei passender Gelegenheit an den Körper, auf den sie durch dessen Duft und dessen Wärme aufmerksam wurden. Setzt sich die Zecke auf den Wirt, wandert sie zu warmen, feuchten und dunklen Stellen des Körpers. Dazu gehören beispielsweise die Achseln und die Schamregion. Aber auch an jeder anderen Körperstelle kann sich die Zecke festbeißen. Kleidung stellt eine physikalische Barriere gegen Zecken dar (geschlossenen Schuhe, lange Hosen und Hemden). Die Verwendung chemischer Abwehrsubstanzen kann eventuell auch Zecken fern halten. Da die meisten Zeckenstiche nicht bemerkt werden, sollte man sich kurz nach einem Waldbesuch immer auf Zecken absuchen und gegebenenfalls eine Zecke sobald wie möglich entfernen. Die Stichstelle soll in den Tagen nach der Zeckenentfernung sorgfältig beobachtet werden. Allgemeinreaktionen wenige Stunden nach einem Zeckenstich (Abgeschlagenheit, Gliederschmerzen, leichtes Fieber) kommen vor. Es handelt sich meist um eine allergische Reaktion des Körpers auf Bestandteile des Zeckenspeichels. Die Borrelien gelangen erst nach vielen Stunden über die Saugorgane der Zecke in den Körper des Menschen. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit der Borrelienübertragung umso größer, je länger die Zecke saugen kann. Innerhalb der ersten 12 Stunden findet fast keine Übertragung der Erreger statt. Haben die Zecken aber Gelegenheit, zwei Tage oder länger zu saugen, erhöht sich das Transmissionsrisiko auf fast 100 %. Auch für FSME gilt, dass das Infektions-Risiko der FSME mit der Dauer der Blutmahlzeit der Zecke am Menschen steigt. Alle anderen blutsaugenden Insekten benötigen für diesen Vorgang des Blutsaugens nur Sekunden bis Minuten. Vermutlich ist dies einer der Gründe, warum über diese Art von Insekten keine Übertragung von Borrelien erfolgen kann. Ob die Zecke aus der Haut in ganz oder nur teilweise entfernt wird, hat auf das Infektionsrisiko kaum einen Einfluss. Um eine lokale Fremdkörperreaktion (nicht das Infektionsrisiko) zu vermeiden, sollte die Zecke allerdings möglichst vollständig entfernt werden. Da der Saugrüssel in die Haut einzementiert ist, gelingt das für diesen Teil des Tieres in der Regel nicht. Die im Volksmund ausgesprochene Empfehlung, das Tier mit Öl oder Nagellack einzudecken, soll dazu führen, dass die Zecke ihren Wirt umgehend loslässt, die Methode wird allerdings von vielen als risikoreicher abgelehnt. Die Befürchtung, dass diese Behandlung das Infektionsrisikos eher erhöht, indem die Zecke nämlich das aufgesaugte Material mitsamt den Borrelien in den Wirtskörper erbricht, kann neueren Untersuchungen zufolge nicht bekräftigt werden, ist allerdings theoretisch möglich.. HW Kölmel, Neuroborreliose Neuro-Transmitter 3 ·2001

Ineffektive oder gefährliche Methoden um Zecken zu entfernen Am besten gesichert ist die Entfernung
Keine scharfen Gegenstände benutzen.
Die Zecke nicht zerdrücken, punktieren oder zusammendrücken
Lieber kein Öl, Gel, oder Lokalanästhetikum auf die Zecke oder Umgebung aufbringen
Keine erhitzten Gegenstände wie Streichhölzer oder heiße Nadeln oder ähnliches verwenden.
Die Zecke nicht drehen oder kippen, nicht mit bloßen Händen anfassen (Handschuhe)
Mit einer gebogenen medizinischen Zange wird möglichst tief auf der Haut aufgesetzt und vertikal herausgezogen. Anschließend wird Hautdesinfektionsmittel aufgebracht. Spezielle Zeckenzangen oder Werkzeuge sollen sich nicht als effektiver erwiesen haben. In der Regel wird ohne Infektionsverdacht nicht prophylaktisch antibiotisch behandelt. In speziellen Endemiegebieten kann dies aber für Schwangere diskutiert werden.
Nach Tick Removal, MATTHEW GAMMONS, M.D., and GOHAR SALAM, M.D., D.O., Michigan State University College of Human Medicine, East Lansing,Michigan, AMERICAN FAMILY PHYSICIAN www.aafp.org/afp VOLUME 66, NUMBER 4 / AUGUST 15, 2002

Durch Zecken übertragbare bakterielle Krankheiten

Erkrankung, Erreger: Häufigste Symptome Laborbefunde Behandlung
Borreliose, Lyme- Erkrankung
Borrelia burgdorferi

häufig

Erythema migrans, (schmerzloser roter Fleck der nach und nach immer größer wird und in der Mitte ausbleicht ), Müdigkeit, Muskelschmerzen, Gelenkschmerzen, Kopfschmerz, Fieber, Schüttelfrost. Viele Menschen die mit diesem Erreger infiziert werden bekommen keine Symptome. Bei unspezifischen Symptomen kann deshalb die Unterscheidung schwierig sein, ob die Symptome tatsächlich mit dem Erreger zusammenhängen. Heimtückisch bleibt aber, dass auch mehrere Jahre nach dem Biss noch Symptome auftreten können. Initiale Untersuchungen sind unspezifisch; die Serologie bestätigt die Diagnose nach 4 bis 6 Wochen. Die Antikörper müssen keine Krankheit beweisen, sie können von einer alten Ansteckung kommen und lassen sich jahrelang im Blut nachweisen. Amoxicillin
Doxycyclin (Vibramycin), Rocephin bei Neuroborreliose
Menschliche monozytische Ehrlichiose
Ehrlichia chaffeensis
Ehrlichia ewingii
Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerz, Muskelschmerzen Leukopenie, Thrombozytopenie, erhöhte Transaminasen, die Serologie bestätigt die Diagnose nach 1 bis 2 Wochen Doxycyclin
Chloramphenicol
Rifampizin
Menschliche granulozytische Ehrlichiose
Ehrlichia phagocytophila/equi
Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerz, Muskelschmerzen Leukopenie, Thrombocytopenie, Ehrlichiose, erhöhte Transaminasen, die Serologie bestätigt die Diagnose nach 1 bis 2 Wochen Doxycyclin
Chloramphenicol
Rifampizin
Rocky Mountain spotted fever
Rickettsia rickettsii
Fieber, Kopfschmerz, Muskelschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, Erbrechen, Ausschlag Milde Leukopenie, Thrombocytopenie, erhöhte Transaminasen, Hyponatremie; die Serologie bestätigt die Diagnose nach 1 bis 2 Wochen Tetracyclin
Chloramphenicol
Doxycyclin
Tularaemie
Francisella tularensis
Fieber, Schüttelfrost, Kopfschmerz, allgemeines Krankheitsgefühl, Müdigkeit, Husten, Muskelschmerzen, Erbrechen, Halsweh, Bauchschmerzen, Diarrhoe, Hautgeschwüre, Lymphadenopathie Normale oder leicht erhöhte Leukozyten und BKS; die Serologie bestätigt die Diagnose nach 2 Wochen Streptomycin
Gentamicin
Tetracyclin
Chloramphenicol
Fluoroquinolone
FSME-Virus, von dem zwei Subtypen existieren.

häufig

Man geht davon aus, dass sich etwa 2% der Bevölkerung in deutschen Endemiegebieten mit FSMEV infiziert haben, wobei z.B. Waldarbeiter eine höhere Prävalenz aufweisen. (RKI)

Fieber, Kopf-, Kreuz- und Gliederschmerzen, Schnupfen, Appetitlosigkeit, heftige Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Schwindel, Übelkeit, Erbrechen, Nackensteife. Bei Hirnbeteiligung neurologische Ausfälle (z.B. Lähmungen), Bewusstseinstörung, meningomyelitischen Formen mit Schädigung des Rückenmarks und schlaffen Lähmung der Schultermuskulatur, des Nackens und der Arme, In Deutschland erkranken jährlich etwa 250 Personen an FSME, rund 30 Prozent davon schwer. Bis zu 30% entwickeln in der Folge ein neurasthenisches Syndrom , selten bleiben auch Lähmungen, Gleichgewichtsstörungen, Hörstörungen und psychische Veränderungen als Folge der Infektion.10% behalten bleibende, teilweise schwerste neurologische Schäden, 1 – 2 % Letatiltät..

Stadieneinteilung

  • leicht:
    – Meningitis
    – minimale Bewußtseinsstörungen
    – leichtes fokales neurologisches Defizit
  • mittelschwer:
    – deutliche neurologische Ausfälle von mindestens einwöchiger Dauer
    – Funktionsstörungen, die zu Einschränkungen bei Verrichtungen des täglichen Lebens führen
    – Anfälle
    – qualitative / quantitative Bewußtseinsstörungen
  • schwer:
    – ausgeprägte Bewußtseinsstörung (Koma)
    – Ateminsuffizienz
    – zentrale Paresen die länger als eine Woche anhalten
FSME- Antikörpernachweis im Blut oder der Gehirnflüssigkeit (Liquor) Noch keine spezielle Therapie, da Virusinfekt. Vorbeugung durch Impfung für im Land- und Forstwirtschaftsbereich tätige in den Donau-Auen, im Bayerischen Wald und einigen Gebieten Baden-Württembergs. Nach einer durchstandenen FSME hält die Immunität wahrscheinlich lebenslang an.

 

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur