Probleme lösen bei Angststörungen, Depressionen oder Psychosen.
Nach Duncker steht ein Individuum genau dann vor einem Problem, „wenn es ein Ziel hat und nicht ‚weiß‘, wie es diese Ziel erreichen soll“. Vom Problemlösen ist daher genau dann die Rede, wenn „ein unerwünschter Ausgangszustand in einen erwünschten Endzustand transformiert werden soll, diese Transformation jedoch durch eine „Barriere“ behindert wird.“
Fragen, die helfen können das Problem zu analysieren und erkennen, ob der Betroffene sich in der Lage sieht, eine konstruktiven Ausweg zu finden |
1. Beschreiben Sie das spezielle Verhaltensproblem (was wurde gesagt, getan, gedacht oder gefühlt). 2. Beschreiben Sie die speziellen auslösenden Ereignisse mit denen alles angefangen hat. 3. Beschreiben Sie, was Sie so verletzlich macht. 4. Beschreiben Sie detailiert wie die Kette der Ereignisse zu dem Verhaltensproblem geführt hat. 5. Beschreiben Sie die Konsequenzen dieses Verhaltensproblems. 6. Beschreiben Sie verschiedene Lösungen oder Lösungswege für Ihr Problem. 7. Beschreiben Sie detailiert, wie sie dem Problem vorbeugen könnten. Was für eine Strategie hätte die Kette der Ereignisse verhindern können, indem sie die Verletzlichkeit vermindert hätte? 8. Beschreiben Sie was getan werden kann, um wichtige Konsequenzen des Problems oder Verhaltensproblems zu reparieren. |
1. Schritt: Was ist das Problem?
Denken Sie nach und überlegen Sie sorgfältig was sie für das wesentliche Problem oder Ziel halten. Beschreiben Sie Ihr Problem möglichst präzise und konkret – von verschiedenen Perspektiven. Um diese lösen zu können sollten sie Ihre Probleme zunächst grundsätzlich akzeptieren und eine Bereitschaft zur Verhaltensänderung haben.
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2 Schritt: Schreiben Sie alle möglichen Lösungen für Ihr Hauptproblem auf
Denken Sie nach und überlegen Sie sorgfältig, dann schreiben Sie alle Ideen auf, auch die die Sie für schlechte Ideen halten.
Schreiben Sie alle Lösungen auf ohne sie jetzt schon zu bewerten.
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Schritt 3: Gehen Sie jede mögliche Problemlösung durch
Gehen sie kurz die Liste der Lösungen durch und überlegen Sie bei jeder deren Vor- und Nachteile.
Schritt 4: Wählen Sie die beste und praktikabelste Lösung
Wählen Sie die Lösung, die Sie mit Ihren momentanen Möglichkeiten (Zeit, Geld, Fähigkeiten etc.) am besten verwirklichen können
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Schritt 5: Planen Sie wie Sie die beste Lösung ausführen können
Machen Sie eine Liste ihre benötigten Ressourcen und der hauptsächlichen Hindernisse die überwunden werden müssen.
Üben Sie schwierige Schritte und schreiben Sie die benötigten Informationen auf.
benötigte Ressourcen: _____________________________________
zu überwindende Schwierigkeiten:_________________________________
Schritt 1: _______________________________________________
Schritt 2: _______________________________________________
Schritt 3: _______________________________________________
Schritt 4: _______________________________________________
Schritt 6: Führen Sie Ihre Lösung durch
Schritt 7: Überlegen Sie wie gut Sie die Lösung des Problems durchführen konnten, loben Sie sich für jede Bemühung
Ändern Sie Ihre Pläne wenn nötig. Führen Sie den obigen Problemlöseprozess so lange durch bis Sie Ihr Problem lösen konnten oder der Stress nachlässt.
Problemlösungsbehandlung eignet sich für Patienten mit einer Depression, Psychose oder Angststörung. Es handelt sich dabei um keine eigentliche Psychotherapie. Gruppen sind nicht immer Einzelnen überlegen. Auch Selbsthilfegruppen können die Lösung eines Problems im Extremfall sogar verhindern. Bei Krankheitszuständen ist deshalb immer Wert auf einen erfahrenen Leiter von Gruppen zu legen. Problemlöse-Gruppen entwickeln manchmal eigene Dynamik d.h. der mögliche Vorteil der Kombination unterschiedlichen Expertenwissens in einer Gruppe kann ins negative umschlagen, wenn sich Normen herausbilden, die sich mehr auf den Zusammenhalt und das Gruppenverständnis beziehen als auf die sachgerechte Lösung anstehender Probleme. Im Extremfall wird in solchen Gruppen die Außenwelt nicht mehr realistisch wahrgenommen, die Menge der Lösungsalternativen vorzeitig eingeschränkt und herkömmliche Moralvorstellungen außer Acht gelassen, wodurch Fehlentscheidungen unumgänglich werden. Der Vorteil einer Kombination der medikamentösen Therapie mit der Problemlösungsbehandlung besteht darin, dass der Patient nicht passiv und u.U. regressiv auf Heilung wartet, wie es im Fall einer reinen medikamentösen Behandlung leicht möglich ist, sondern aktiv an der Behandlung und an der Verbesserung seines Zustandes beteiligt wird, indem er sich im Rahmen der Problemlösungsbehandlung evtl. schon lange bestehenden belastenden und an der Auslösung der Depression beteiligten Faktoren stellen kann und nicht nur wegen der Biologie seiner Erkrankung behandelt wird. Kommt es zu keiner Korrektur der an der Auslösung der Depression beteiligten psychosozialen Faktoren, kann mit langen Krankheitsverläufen und Rückfällen gerechnet werden. Man kann auch das Indikationsgebiet der Problemlösungsbehandlung ausweiten, z.B. auf Belastungsstörungen mit unterschiedlicher klinischer Symptomatik. Gerade bei solchen Störungen sind belastende Erlebnisse oder Lebenskrisen, die einer Problemlösungsbehandlung zugeführt werden könnten, wichtige und zentrale Kriterien. Bei rezidivierenden depressiven Störungen sind solche Belastungen oft auch weniger deutlich ausgeprägt. Sowohl in der Langzeittherapie schizophrener Patienten als auch in der Therapie stationär aufgenommener Patienten könnten Interventionen wie die Problemlösungsbehandlung hilfreich sein. Dabei kann die Unterstützung von Fachpersonal ohne psychotherapeutische Ausbildung ausreichend sein. Problemlösungsbehandlung bedarf also nicht explizit eines Arztes oder Psychologen, sie ist damit auch preisgünstig. Sie sollte allerdings nicht ohne ärztliche Diagnostik und Indikation durchgeführt werden.
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Literatur zu Problemlösegruppen
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- Hawton K, Kirk J. Problem-solving. In: Hawton K, Salkovskis PM, Kirk JW, Clark DM, eds. Cognitive behaviour therapy for psychiatric problems: a practical guide. Oxford: Oxford Medical, 1989:406-427.
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- Mynors-Wallis L, Gath D, Day A, Baker F. Randomised controlled trial of problem solving treatment, antidepressant medication, and combined treatment for major depression in primary care. BMJ 2000; 320: 26-30 Abstract/Full Text].
- K. Rost, P. Nutting, J. L Smith, C. E Elliott, and M. Dickinson, Managing depression as a chronic disease: a randomised trial of ongoing treatment in primary care
BMJ, October 26, 2002; 325(7370): 934 – 934. [Abstract] [Full Text] [PDF] - L. Mynors-Wallis Problem-solving treatment in general psychiatric practice, Advan. Psychiatr. Treat., November 1, 2001; 7(6): 417 – 425. [Full Text] [PDF]
- C. Dowrick, G. Dunn, J. L. Ayuso-Mateos, O. S. Dalgard, H. Page, V. Lehtinen, P. Casey, C. Wilkinson, J. L. Vazquez-Barquero, and G. Wilkinson, Problem solving treatment and group psychoeducation for depression: multicentre randomised controlled trial, BMJ, December 9, 2000; 321(7274): 1450 – 1450. [Abstract] [Full Text]
- C. West, D Marchevsky, O Adebajo, G. Waldron, and L Mynors-Wallis, Problem solving treatment for depression, BMJ, May 13, 2000; 320(7245): 1340a – 1340. [Full Text]