spinale claudicatio intermittens, Durch Einengung des lumbalen Spinalkanals (Syndrom des engen Spinalkanals) ausgelöste intermittierende Gehschwierigkeit nach bestimmter Gehstrecke in aufrechter Haltung mit Schmerzen, flüchtigen sensomotorischen Defiziten, reversibel durch Kyphosierung der LWS (Hinsetzen, Vorbeugen, Liegen mit gebeugten Beinen). Diese Vorgeschichte mit eindeutig von einer bestimmten Gehstrecke abhängigen Schmerzen und der Besserung beim nach vorne Beugen, Hinsetzen oder bei Stufenlagerung, sowie zögerlicher Besserung bei alleinigem Stehen bleiben ist die entscheidende Diagnostik. Typisch sind Schmerzen beim Bergabgehen, Besserung beim Bergaufgehen (im Gegensatz zur Claudicatio bei AVK = arterieller Verschlusskrankheit); Treppensteigen ist meistens gut möglich beim Treppenabwärtsgehen treten dann aber Beschwerden auf. Radfahren über längere Strecken eher ist möglich als Gehen Im Stadium 2 – intermittierende Paresen: Verkürzung der schmerzfreien Gehstrecke, Schmerzen in Rückenlage bei lordosierter LWS, persistierende sensible Defizite, Reflexausfälle und intermittierende Paresen Im Stadium 3 – persistierende, progrediente Paresen bei teilweise zurückgehenden Schmerzen. – Meist entstehen die Beschwerden allmählich über Jahre, Ausnahme hiervon ist die Auslösung durch einen akuten Bandscheibenvorfall.
Ursächlich ist oft eine bereits angeborene Enge des Wirbelkanals. Knöcherne Degeneration mit Osteophyten an den kleinen Wirbelgelenken und Verdickung der Ligamenta flava und Bandscheibenvorfälle können diesen engen Wirbelkanal im laufe des Lebens zusätzlich einengen. Eine vermehrter Bewegungsspielraum der Wirbel beispielsweise bei Bindegewebsschwäche kann ebenfalls Beschwerden begünstigen. So kann besonders bei aufrechter Körperhaltung ein Druck auf die Nervenwurzeln und Nervenfasern im Bereich der Cauda-Equina entstehen. Bei angeborener Enge können schon mit 20–40 Jahren Symptome auftreten. Meist liegt aber eher eine Kombination von angeborener Enge und Degeneration der Facettengelenke, Verdickung der Ligamenta flava, und Bandscheibenschäden vor. Nach langjähriger Kortisonmedikation, bei M. Paget, Acromegalie, nach Bandscheibenoperation (besonders in den benachbarten Etagen) oder posttraumatisch kommt das Syndrom gehäuft vor. Gehäuft tritt das Krankheitsbild bei der Achondroplasie (dysproportionierter Kleinwuchs durch Mutation des Gens für Fibroblasten-Growth-Factor-Rezeptor) auf.
Differenzialdiagnose: Im Gegensatz zur spinalen Claudikation tritt bei der Claudicatio intermittens bei peripherer Arterieller Verschlusskrankheit die Schmerzlinderung bereits beim aufrechten Stehen bleiben ein, dort bestehen meist typische Risikofaktoren, es finden sich fehlende Fußpulse (können aber auch da sein bei diabetischer AVK), fehlende Besserung auf Entlastung der LWS. Im Gegensatz zum Rückenschmerz bei einem akuten Bandscheibenvorfall ist der Finger-Boden-Abstand (Bild) nicht verlängert. Neurologische Ausfallserscheinungen mit Lähmungen, Blasenstörung etc. finden sich erst in fortgeschrittenen Fällen. Abgegrenzt werden muss auch die Spondylolisthesis, die zervikale Myelopathie, eine Borreliose, oder andere entzündliche Prozesse, epiduraler Abszess, Syringomyelie, Polyneuropathien, Metastasen, Hüftgelenksarthrose, Bursitis trochanterica, …..
Röntgenbilder einschließlich Kernspin und CT- Untersuchungen haben überwiegend eine bestätigende Funktion, das Ausmaß der Enge im Röntgenbild korreliert nur begrenzt mit der Symptomatik. Im Einzelfall kann immer noch vor Op eine konventionelle Myelographie sinnvoll sein, da die Auswirkungen bestimmter Körperhaltungen hiermit besser dargestellt werden kann. Der radiologische Befund einer „absoluten“ oder „relativen“ Spinalkanalstenose ist uneinheitlich definiert und es gibt bisher keine Studien, die klären ob diese Differenzierung eine sinnvolle Behandlungskonsequenz hat. Die Definitionen schwanken zwischen einem Durchmesser des Kanals von 11 mm oder 8 mm.
Behandlung Menschen mit engem Spinalkanal haben im Durchschnitt häufiger Rückenschmerzen, viele Menschen mit engem Spinalkanal sind aber beschwerdefrei. Übergewichtige Menschen bekommen häufiger solche Beschwerden. Psychische Faktoren nehmen erheblichen Einfluss auf das Ausmaß der erlebten Symptomatik. Viele Patienten mit schwerer Veränderung im Röntgenbild haben keine Symptome. In den meisten Fällen nehmen die Symptome im Laufe eines Jahres kaum zu. Das Fortschreiten der Erkrankung ist langsam. Es gibt also weder eine Notfallindikation zur Operation, noch ist es sinvoll vorbeugend zu operieren. Dramatische spontane Besserungen sind allerdings ebenfalls selten. Eine konservative Übungsbehandlung scheint in den meisten Fällen möglich und erfolgreich zu sein. Einfache Schmerzmittel, die auch entzündungshemmend sind, sind zur Linderung oft zeitweise sinnvoll. Nach der Datenlage gibt es wenig Hinweise auf den Erfolg epiduraler Injektionen von Kortison. In schweren Fällen mit deutlicher Einschränkung der Gehstrecke kann eine Laminektomie zur Behebung der Stenose indiziert sein. In einer Multicenterstudie mit insgesamt 654 Patienten, die mindestens 12 Wochen an den Symptomen einer Spinalkanalstenose gelitten hatten, zeigte bei den operierten Patienten im Verglich zu den Nichtoperierten einen signifikante Besserung nach 12 Wochen, die auch nach 2 Jahren noch nachweisbar war. Die Wirkung auf die Schmerzen war stärker als bezüglich der Funktionsverbesserung. Die Patienten hatten alle einen entsprechenden radiologischem Befund, es handelte sich um eine Patientengruppe ohne Spondylolisthesis. Insgesamt führt eine Operation zu einer schnelleren anhaltenderen Besserung als die konservative Behandlung. Rezidive sind auch der Operation nicht ausgeschlossen. Die Op Risiken müssen mit bedacht werden. Nicht operative Behandlungen führen meist auch zu vorübergehenden Besserungen. Ausreichend gute Studien die differenzierte Behandlungsempfehlungen mit allerletzter Sicherheit erlauben würden, gibt es nicht.
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