Fugue

dissoziative Fugue = französisch für Weglaufen, früher auch als „délir ambulatoire“ oder Poriomanie („pathologischer Wandertrieb“) bezeichnet. Ob es sich tatsächlich um eine Krankheitserscheinung im eigentlichen Sinn handelt ist strittig. Die Häufigkeit hat in den letzten 100 Jahren deutlich abgenommen. Eine dissoziative Fugue ist eine zielgerichtete Ortsveränderung, die über die gewöhnliche Alltagsmobilität hinausgeht. Darüber hinaus zeigt sie alle Kennzeichen einer dissoziativen Amnesie (F44.0). Obwohl für die Zeit der Fugue eine Amnesie besteht, kann das Verhalten des Patienten während dieser Zeit auf unabhängige Beobachter vollständig normal wirken. Psychodynamisch wird die Fugue als primitiver (unbewusster) Abwehrmechanismus gesehen, der dazu dient, Verantwortung und Konflikte in der aktuellen Lebenssituation zu vermeiden. Dieser postulierte Mechanismus lässt die Grenze zur Simulation bei Überforderungssituation verschwimmen. Besonders bei überführten Straftätern und im Rentenverfahren ist die Einordnung sehr schwierig. Die Abgrenzung zum komplexfokalen Anfall kann schwierig sein.

 

Quellen / Literatur:

Siehe auch S. Leucht · S. Mirisch · T.Etgen · B.Conrad in Nervenarzt 2003 · 74:587–590 Siehe auch unter Amnesie, Gedächtnis, Gedächtnisstörungen, Konfabulationen, Korsakoff-Syndrom, Demenz

Dr. Johannes Werle

Dr. med Johannes Werle

Redakteur