Ein Lungeninfarkt ist eine mögliche Komplikation einer Lungenembolie, bei der es zur ischämischen Schädigung des Lungengewebes und in der Folge oft zur Einblutung in das geschädigte Lungengewebe kommt.
Entstehung
Das Lungengewebe wird auf zwei Wegen mit Blut versorgt:
1.) Über Arterien des kleinen Kreislaufs (Pulmonalarterien). Diese leiten das Blut von der rechten Herzkammer (rechter Ventrikel) zum Lungenkapillarbett, wo das Blut oxygeniert wird, gleichzeitig aber auch an der Sauerstoff- und Nährstoffversorgung des Lungengewebes beteiligt ist.
2.) Über Arterien des großen Kreislaufs (Bronchialarterien). Diese leiten Blut aus der Hauptschlagader (Aorta thoracica) zum Lungengewebe und sind ebenfalls für dessen Sauerstoff- und Nährstoffversorgung zuständig („Vasa privata“ der Lunge).
Bei einer Lungenembolie kommt es nun zu einem embolischen Verschluss eines Pulmonalarterien-Astes. Das hat zwar eine verminderte Oxygenierungskapazität der Lunge und eine Erhöhung des pulmonalarteriellen Gefäßwiderstandes zur Folge, jedoch in der Regel keinen Lungeninfarkt, da das Lungengewebe noch ausreichend durch das zweite System, die Bronchialarterien, versorgt werden kann.
Nur unter bestimmten Umständen kommt es infolge der Embolie zu einem Infarkt:
1.) Bei Embolien in distalen, kleinen Pulmonalarterienästen (Segmentarterien). Hier besteht keine Ausgleichsversorgung durch die Bronchialarterien mehr.
2.) Bei gleichzeitig bestehender Linksherzinsuffizienz, die eine ausreichende Versorgung der Lunge über die Bronchialarterien verhindert.
Unter diesen beiden Umständen kann es zu einem Lungeninfarkt mit Gewebsuntergang und sekundärer Einblutung in das Lungengewebe kommen. Bei Verschlüssen von Segmentarterien sind die Infarktareale in der Regel klein, durch den Infarkt geht meist kein relevanter Anteil des Lungengewebes zugrunde. Bei gleichzeitig bestehender Linksherzinsuffizienz kann es selten zu größeren Lungeninfarkten kommen, die entsprechen häufiger Komplikationen nach sich ziehen.
Symptome
Im Vordergrund stehen die Symptome der Lungenembolie (Luftnot, Atembeschwerden, Herzrasen, etc.). Jedoch kann die zugrunde liegende Lungenembolie an sich auch asymptomatisch verlaufen, insbesondere wenn sie wie oben erklärt kleine distale Lungenarterienabschnitte betrifft, die nicht hämodynamisch relevant sind. Teils macht sich dann erst der Infarkt durch einen plötzlich einsetzenden thorakalen Schmerz bemerkbar. Insbesondere bei für eine Lungenembolie prädisponierenden Faktoren (Immobilisation, Thromboseneigung,…) sollte daher der embolisch bedingte Lungeninfarkt bei akuten thorakalen Schmerzen differentialdiagnostisch in Betracht gezogen werden.
Bei sekundärer Einblutung kann es zu Husten mit blutigem Sputum kommen. Im Verlauf entsteht durch sekundäre Infektion des Infarktareals oft eine Infarktpneumonie mit entsprechenden Symptomen der Lungenentzündung.
Therapie
Wichtig ist die antibiotische Therapie der Infarktpneumonie sowie die Therapie der zugrunde liegenden Lungenembolie, in der Regel durch Antikoagulation.