Der Begriff wurde von Krafft-Ebing als pedophilia erotica geprägt. Oft wird inzwischen auch pädosexuell synonym zu pädophil verwendet. Es handelt sich um eine psychische Störung. Nicht jeder sexuelle Beziehung zu Minderjährigen ist pädophil motiviert, manchmal bilden Kinder einen „Ersatz für sonst fehlende Sexualpartner, dann liegt nicht unbedingt eine Pädophilie vor. Sexuelle Präferenz für Kinder, Jungen oder Mädchen oder Kinder beiderlei Geschlechts, die sich meist in der Vorpubertät oder in einem frühen Stadium der Pubertät befinden. Nach dem DSM IV spricht man davon nur, wenn dies über mindestens 6 Monate mit wiederkehrenden intensiven sexuell erregenden Fantasien, sexuellem Drang oder Verhalten das sexuelle Aktivität mit Kindern unter 13 Jahre oder Jünger der Fall ist. Die Person nach diesem sexuellen Drang oder diesen Fantasien gehandelt hat, oder die Fantasien erhebliche Bedrängnis oder zwischenmenschliche Schwierigkeiten verursacht haben. Die Person muss mindestens 16 Jahre alt sein und mindestens 5 Jahre älter als das oder die Kinder. Ein 17 jähriger der eine sexuelle Beziehung zu einer 12 oder 13 jährigen unterhält würde nicht unter diese Definition fallen. Dennoch beginnt padophiles Verhalten oft in der späten Pubertät oder im jungen Erwachsenenalter.
Pädophilie liegt nach DSM-IV 302.2 vor wenn : |
A. Über einen Zeitraum von mindestens 6 Monaten wiederkehrende intensive sexuell erregende Phantasien, sexuell dranghafte Bedürfnisse oder Verhaltensweisen, die sexuelle Handlungen mit einem präpubertären Kind oder Kindern (in der Regel 13 Jahre oder jünger) beinhalten. |
B. Die Phantasien, sexuell dranghaften Bedürfnisse oder Verhaltensweisen verursachen in klinisch bedeutsamer Weise Leiden oder Beeinträchtigungen in sozialen, beruflichen oder anderen wichtigen Funktionsbereichen. |
C. Die Person ist mindestens 16 Jahre alt und mindestens 5 Jahre älter als das Kind oder die Kinder nach Kriterium A. |
Des weiteren soll das Opfergeschlecht bestimmt werden, ferner ob der Betreffende ausschließlich auf Kinder orientiert ist (Ausschließlicher Typus oder Nicht Ausschließlicher Typus) und ob eine Beschränkung auf Inzest vorliegt. |
Auch 25% der heterosexuellen Männer soll präpubertäre Mädchen sexuell erregend empfinden ohne überwiegend pädophile Fantasien zu haben oder überwiegend pädophil ausgerichtet zu sein. Pädophile werden meist durch Kinder zwischen 4 und 14 Jahren sexuell erregt, dabei soll es 2 Gruppen mit einem Gipfel 5-6 jährigen und einem Gipfel bei den 11-12 jährigen geben. Pädophile bleiben dabei meist auf einen Alterabschnitt fixiert. Das Interesse erlischt oft mit der Pubertät der Kinder. Für viele Pädophile ist das Berühren des Kindes allein als erregend, ohne dass diese Berührungen im Genitalbereich stattfinden müssen. Bestraft werden können meist nur eindeutig sexuelle Handlungen. Pädophilie ist nicht gleichbedeutend mit Kindesmissbrauch. Nicht jeder pädophile Mensch missbraucht Kinder, auch wenn er subjektiv unter seinen Fantasien leidet und die diagnostischen Kriterien erfüllt.
Einzelfälle der späten Entwicklung einer Pädophilie als Folge eines Hirntumors der auf das Frontalhirn drückt sind bekannt. Archives of Neurology (2003; 60: 437-440) In einer Studie mit funktionellen Kernspintomografien blieb bei Pädophilen die normalerweise durch das Betrachten erotischer Bilder ausgelösten Reaktionen im Hypothalamus, in der periaquäduktalen grauen Substanz und im dorsolateralen präfrontalen Kortex aus oder war nur gering ausgeprägt. Das Ausbleiben einer Reaktion dieser für die Steuerung der vegetativen Komponenten der sexuellen Erregung wichtigen Zentren deuten die Forscher als fehlende normale sexuelle Reaktion auf Erwachsene. Pädoohilie ließe sich damit langfristig auch auf organischer Ebene darstellen, was forensisch von Bedeutung werden könnte. Biological Psychiatry (2007: 62: 698-701, doi:10.1016/j.biopsych.2006.10.018). Andere Forscher sahen strukturelle Defekte in den Gehirnen von Pädophilen in den rechten Amygdala, die möglicherweise in den kritischen Perioden der Prägung der sexuellen Präferenz die Störung begünstigen können. Arch Gen Psychiatry. (2007;64:737-746.) Eine Behandlung mit Medikamenten, die die sexuelle Lust vermindern (SSRI, Antiandrogene, bestimmte Neuroleptika..)kann in Einzelfällen hilfreich sein.
Die Diskussion ob es sinnvoll ist Pädophilie als eine psychische Störung anzusehen ist weiter aktuell. Man schätzt, dass es in der Bundesrepublik Deutschland 50.000 bis 200.000 pädophile Menschen gibt. 80% der Pädophilen scheinen auf Jungen fixiert zu sein. 1999 in Deutschland insgesamt 19.436 Kinder als Opfer sexuellen Missbrauchs erfasst.2001 wurden 1.432 Erwachsene und 222 Jugendliche wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern mit Körperkontakt verurteilt. Weitere 458 Erwachsene und 41 „Unter- 21-Jährige“ wurden wegen sexuellen Missbrauchs ohne Körperkontakt verurteilt. Nur 30 der insgesamt 2.152 Verurteilten waren Frauen. 12% aller Männer geben sexuelle Berührungen durch Erwachsenen im Kindesalter an, 5,3 % der befragten Männer berichteten, dass sie als Kind unfreiwillige Sexualkontakte mit einem Mann gehabt hätten, der beträchtlich älter war als sie. 7,7 % sprachen von freiwilligen Kontakten zu den Männern, bei den Frauen sind es 17%. 29% missbrauchter Kinder werden nach amerikanischen Daten von den Eltern missbraucht, 25% von anderen Eltern, andere Bezugspersonen (Erzieher, Verwandte..) machen 46% der Täter aus. 5% der Täter sind Fremde, Bekannte und Verwandte stellte 53% und Familienmitglieder stellen 42% der Täter. 89% der Kinder wurden von Männern missbraucht 12% von Frauen. Sexueller Missbrauch geht nur zu einem geringen Teil auf das Konto pädophiler Täter, sie sollen nur für 2-10% des sexuellen Missbrauchs verantwortlich sein. Wegen der Häufigkeit und da missbrauchte Kinder häufig Verhaltensstörungen, Drogenmissbrauch, Essstörungen, Persönlichkeitsstörungen und Suizidgedanken entwickeln ist Pädophilie in diesem Bereich dennoch ein gravierendes Problem. Die Verjährung von Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ruht bis das Opfer 18 Jahre alt ist und beträgt dann 10 Jahre bei Vergewaltigung 20 Jahre. Das bedeutet, dass junge Frauen und Männer eine Tat, die ihnen in der Kindheit oder Jugend passiert ist, auch noch mit 18 Jahren zur Anzeige bringen können (§ 78b StGB). Auch Straftaten im Ausland werden inzwischen verfolgt. Die von der Norm abweichende pädosexuelle Orientierung ist das Hauptunterscheidungsmerkmal pädoseueller oder pädophiler Menschen. Sie sind nicht triebhafter als andere Menschen und haben auch nicht mehr unbeherrschbaren sexuellen Handlungsdruck als homosexuelle oder normal an Gleichaltrigen interessierte heterosexuelle Menschen. Wie bei allen anderen Menschen können sie ihre sexuellen Begierden normalerweise unter Kontrolle behalten. Da Sexualität mit Kindern generell verboten ist, wird ihnen ein größere aber leistbarer Verzicht abverlangt. Seit den über 20 Jahren ist es in der Forschung eindeutig, dass Pädophilie nicht an sich heilbar ist. Die Betroffenen fühlen sich in der Regel lebenslang zu Kindern sexuell hingezogen. Behandlungsziel ist, dass die Betroffenen den Missbrauch einstellen und ihr Verhalten kontrollieren lernen. Verhaltenstherapeutische Gruppenbehandlungen in Kombination mit den Testosteronspiegel senkenden Medikamenten halbieren in etwa die Rückfallrate der Täter. Pädophile sollen besonders häufig in pädagogischen Berufen (Jugenderzieher, Lehrer, Priester,…) anzutreffen sein. Dass sexueller Missbrauch von Kindern das Risiko psychischer Störungen massiv erhöht, ist unzweifelhaft. Eine große prospektive Untersuchung, die 1612 Kinder davon 1327 Mädchen mit nachgewiesenem sexuellem Missbrauch (ein hoher Prozentsatz mit nachgewiesener Pentration) als junge Erwachsene nachuntersuchte fand eindeutige Hinweise auf psychische Störungen als Folge des Missbrauchs bei den jungen Erwachsenen. 12.4% der sexuell missbrauchten Kinder waren als junge Erwachsene in psychiatrischer Betreuung im Vergleich zu nur 3.6% der Kontrollpersonen, bei den männlichen Opfern waren die Folgen in dieser Studie sogar gravierender hier waren 22.8% als junge Erwachsene in psychiatrischer Betreuung im Vergleich zu nur 10.2% der Kontrollpersonen. Verhaltensstörungen und Persönlichkeitsstörungen waren die häufigsten Folgen. siehe auch unter Paraphilie und unter Kindesmissbrauch
Quellen / Literatur:
siehe unter Paraphilie The British Journal of Psychiatry (2004) 184: 416-421 Finkelhor D,et al 1990. Finkelhor D 1994. Gorey KM, Leslie DR1997. Margolin L. Cappelleri JC, etal 1993 P. J. Fagan, et al, Pedophilia JAMA,288(19): 2458 – 2465. [Abstract] [Full Text] [PDF] Swanston et al PEDIATRICS Vol. 100 No. 4 October 1997, pp. 600-608 Jugendschutzgesetz (JuSchG) (.pdf, 881 kB), JuSchG – Stand 01.04.04 – (.pdf, 1.145 kB), www.kinderschutz-zentren.org Zentrale Zugangsseite der Kinderschutz-Zentren www.youngavenue.de Kinderschutz-Zentren Seite für Kinder Informationen, Kommunikationsräume und Hilfen, www.zartbitter.de Kölner Informations- und Kontaktstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, www.zissg.de Zentrale Informationsstelle zu sexuellem Missbrauch und sexualisierter Gewalt, www.jugendschutz.net Gemeinsame Seite der Jugendministerinnen und Jugendminister der Länder, www.frauen-maedchen-beratung.de www.bmfsfj.de Internetseite des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, www.dggkv.de Deutsche Gesellschaft gegen Kindesmisshandlung und -vernachlässigung www.dji.de/ikk Deutsches Jugendinstitut e.V. München, www.bundesverein.de Bundesverein zur Prävention von sexuellem Missbrauch an Mädchen und Jungen e.V. Meldestellen Kinderpornografie: Baden-Württemberg: flz@lka.polizei-bw.de Bayern: blka@polizei.bayern.de mailto:ppmuc@polizei.bayern.de , Berlin: lka@polizei.berlin.de Hamburg: lka-hinweise-rechts@hamburg.de Mecklenburg-Vorpommern: www.isinet-mv.de/pages/ Nordrhein-Westfalen: www.lka.nrw.de/formular/kontakt2.asp Rheinland-Pfalz: landeskriminalamt.fahndung@polizei.rlp.de Saarland: lka211@slpol.de Sachsen: www.lka.sachsen.de/FrFeedback.htm Sachsen-Anhalt: Anzeigen.Hinweise@lka.pol.lsa-net.de Thüringen: cybercop-tlka@knuut.de