Was untersucht der Psychiater, oder was ist mit einem psychischen Befund gemeint:
Wie bei jeder Untersuchung ist bei der psychiatrischen Untersuchung zunächst die Anamnese relevant. Dies meint die im Gespräch ermittelte Vorgeschichte im Bezug auf die aktuellen Beschwerden. Die Befragung beginnt in der Regel mit der Frage nach dem Anlass oder Grund des Arztbesuches oder nach den Beschwerden, deren Beginn, Dauer und Verlauf sowie nach eigenen Hypothesen über auslösende/lindernde Faktoren der Symptome. In der Familienanamnese wird nach ähnlichen Symptomen oder Krankheiten in der Familie gefragt. Da psychische Störungen oft eine Ausschluss-Diagnose sind, ist auch die Kenntnis bekannter organischer Erkrankungen durch den Untersucher unabdingbar. Nicht selten ist auch eine Fremdanamnese mit Befragung von Angehörigen etc. relevant. Daneben und nicht unwesentlich interessiert in der Regel die Lebensgeschichte und die derzeitige Situation des Patienten. Dies wird manchmal auch als biographische Anamnese bezeichnet. Abgefragt werden dabei insbesondere Meilensteine der Entwicklung, schulischer und beruflicher Werdegang, Beziehung zu den Eltern, Partnerschaften, andere wichtige Bezugspersonen, Entwicklung des Sozialverhaltens, Rolle in Gemeinschaften, Gruppen Gleichaltriger, Traumen, Veränderungen im zeitlichen Zusammenhang mit den Symptomen, Strategien zur Stressbewältigung …. Ein Teil des psychischen Befundes ergibt sich bereits nebenbei aus der Anamneseerhebung ohne, dass der Patient dies bemerkt. Viele Symptome und Beschwerden müssen aber abgefragt werden, da sie sonst in der Regel nicht berichtet werden. Beispiele sind Wahn, Ich-Störungen, Halluzinationen, Zwangsgedanken und Zwangshandlung ……. Manche Frage bei Erhebung des psychischen Befundes sind für die Befragten unangenehm. So wird bei Verdacht auf eine kognitive Störung oder eine Demenz die Orientierung, und Auffassung, geprüft. Dabei werden beispielsweise Datum, Tag, Monat, Jahr, und Jahreszeit gefragt. Auch Menschen mit einer leichten Demenz können trotz entsprechender Vorbereitung durch den Untersucher diese Fragen als unangenehm empfinden. Eine andere Möglichkeit die Orientierung zu prüfen, gibt es aber nicht, und Überraschungen bei den Antworten sind nicht selten.
Für die Beurteilung vieler Symptome und Störungen ist die Selbstbeurteilung durch den Patienten entscheidend, andere Symptome können nur durch die Fremdbeurteilung durch den Untersucher beurteilt werden, manchmal sind Selbst- und Fremdbeurteilung gleichwertig. Bei Widersprüchen ist es oft sinnvoller der Fremdbeurteilung zu folgen. Entscheidend ist dabei die Kenntnis der Motivation des Patienten. Wird beispielsweise ein Mann von seiner Ehefrau geschickt, weil er unausgeglichen und aggressiv ist, wird er seine Symptome eher herunterspielen, wenn der selbe Mann wegen seiner Unausgeglichenheit und Aggressivität einen Konflikt am Arbeitsplatz hat und eine Krankmeldung will, wird er die Symptome möglicherweise gravierender darstellen. Bei manchen Psychischen Störungen wie bei Schizophrenien oder Süchten gehört die Verheimlichung von Beschwerden und Symptomen zum Krankheitsbild. In manchen Situationen gibt es Gründe, warum eine Simulation oder Aggravation eine Rolle spielen kann. Manchmal werden zusätzlich psychologische Tests oder Fragebogentests eingesetzt. Es gibt standardisierte Arten der Erhebung psychischer Befunde, wie das AMDP – System, die aber nicht für jede Untersuchungssituation geeignet sind.
Insbesondere bei organischen Psychosyndromen finden sich Auffälligkeiten in den Bereichen Bewusstsein, Orientierung, Auffassung, Konzentration, Gedächtnis und Merkfähigkeit
Verdächtig auf eine psychotische Störung sind Störungen des formalen Denken, inhaltliche Denkstörungen wie beispielsweise Wahn, Ich-Störungen, Halluzinationen (insbesondere Stimmenhören)
Bei affektiven Störungen, wie beispielsweise Depressionen oder Manien sind besonders Stimmung emotionale Schwingungsfähigkeit, tageszeitliche Schwankungen, Morgentief), Antrieb Schlaf (eingeteilt nach Ein-, Durchschlafstörung und Früherwachen) relevant.