Bei einem Hirnstammanfall handelt es sich um ein seltenes motorisches, sensibles und sensorisch auftretende Phänomene von anfallsartigem Charakter mit stereotypen Entäußerungen. Man unterscheidet im Wesentlichen tonisch-algetische und akinetisch-atonische Anfallsmuster. Als Ursache der Hirnstammanfälle findet man am häufigsten Entmarkungsherde bei multipler Sklerose (MS), aber auch Ischämien, Tumoren und Atrophien im Bereich der Basalganglien und des Hirnstamms. Typisch für Hirnstammanfälle ist der sehr gleichförmige Anfallscharakter, die sehr kurze Anfallsdauer (15 – 60 Sekunden) bei gleichzeitig hoher Anfallsfrequenz (bis 200 pro Tag). Provoziert werden können die Anfälle durch Hyperventilation, durch aktive Bewegungen und Lagewechsel. Das Elektroenzephalogramm (EEG) ist immer normal, abgesehen von vorübergehenden Kurvenabflachungen, und es tritt auch niemals ein Bewusstseinsverlust auf. Die Therapie der Wahl ist die Gabe von Antiepileptika, in erster Linie von Carbamazepin. Das gute Ansprechen ist gleichzeitig eine Bestätigung der Diagnose. Die Prognose ist gut für die kryptogenetischen Anfälle; bei den symptomatischen Anfällen hängt die Prognose von der Grunderkrankung ab. Als Fazit sollte man gerade bei MS-Kranken mit häufigen anfallsartigen Phänomenen immer auch an das Vorliegen von Hirnstammanfällen denken.
Quellen / Literatur:
E. Mauch, Akt Neurol 2001; 28: 42-44