Als Kneifversuch, Jürgens-Kneifversuch oder Jürgens-Kneifphänomen bezeichnet man eine Methode, mit der der Untersucher erste Hinweise auf eine beim Patienten möglicherweise vorliegende thrombozytär oder vaskulär bedingte Blutungsneigung gewinnen kann.
Bei dem Versuch kneift der Untersucher unterhalb des Schlüsselbeins kräftig in die Haut des Patienten. Treten daraufhin in diesem Bereich kleine Einblutungen (Petechien) auf, so gilt das als Zeichen einer vaskulären Blutungsneigung aufgrund einer gestörten Gefäßwandbarriere (= verminderte Kapillarresistenz) oder einer Fehlfunktion der Blutplättchen (thrombozytär).
Aufgrund der stark untersucherabhängigen Versuchsdurchführung und der daher geringen Objektivität des Untersuchungsergebnisses sowie aufgrund der Schmerzhaftigkeit für den Patienten, wird der Kneifversuch heute in der Regel nicht mehr durchgeführt. Wird zusätzlich zu den üblichen Laboruntersuchungen (Quick, INR, PTT) ein in-vivo Blutungstest benötigt, so wird bevorzugt auf den Rumpel-Leede-Test zurückgegriffen.