Manchmal wird als Synonym auch Myalgische Enzephalopathie verwendet. Dieser Begriff ist irreführend, Myalgie meint Muskelschmerzen, soweit beschreibend oft zutreffend, Enzephalopathie meint wörtlich Gehirnkrankheit, für eine solche gibt es aber bei Chronischen Erschöpfungssyndromen keinerlei Hinweis. Es handelt sich um ein Syndrom, und damit zumindest bisher definitv nicht um eine definierte Krankheit oder definierte psychische Störung. Es ist definitiv eine Ausschlussdiagnose, die nur dann angebracht ist, wenn keine definierte Krankheit oder definierte psychische Störung als Ursache der Symptome gefunden wird.
Müdigkeit (Fatigue) ist ein sehr häufiges Symptom in der Allgemeinbevölkerung. Je nach Studie wird die Prävalenz zwischen 7% bis zu 45% angegeben. Beim Allgemeinarzt klagen 5-10% der Patienten über Müdigkeit als Hauptbeschwerde die auslösend für den Arztbesuch war. Nach eine britischen Studie treffen für die Hälfte von diesen Patienten die diagnostischen Kriterien des Centers for Disease Control (CDC) für CFS zu. (Br J Gen Pract. 2003 Jun;53(491):441-5). In einer prospektiven Studie einer städtischen US-Allgemeinpraxis an 1000 aufeinanderfolgenden Patienten berichteten 323 über Müdigkeit, davon 271 (27%) über mindestens 6 Monate mit ungewöhnlicher Müdigkeit, die das Alltagsleben beeinträchtigte. Eine offensichtliche körperliche Krankheit oder psychische Störung war bei 69% der Patienten aus der Anamnese oder der Krankenakte als Ursache der Erschöpfung nachweisbar. Nur bei 26 der anderen erschöpften Patienten war eine weitere Abklärung möglich, von diesen hatten immerhin 3 eine Schilddrüsenunterfunktion, und einer eine schwere psychische Störung. Von den verbliebenen 22 erfüllten dann 3 die CDC-Kriterien für CFS, danach würde es sich bei entsprechender Ausschlussdiagnostik um ein sehr seltenes Syndrom handeln. Dabei muss noch berücksichtigt werden, dass sowohl organische Diagnosen als auch psychische Störungen oft im Verlauf später diagnostiziert werden können, so dass die Prävalenz dann bei späteren Nachuntersuchungen noch weiter schrumpfen müsste. (Arch Intern Med. 1993 Dec 27;153(24):2759-65).
Nur selten sind schwere körperliche Erkrankungen die Ursache, psychosoziale Konflikte und Probleme sind dagegen bei Patienten mit anhaltender Erschöpfung häufig. Bei mehr als der Hälfte der Betroffene wird auch ein Jahr, nachdem sie sich beim Hausarzt vorgestellt haben, keine medizinische Diagnose gestellt, so jedenfalls eine prospektive holländische Studie. Interessant an dieser Studie ist, dass die Aufzeichnungen der Allgemeinärzte sich signifikant von den Patientenfragebogen unterschieden. Distress oder Ängste und Sorgen berichteten 392 der 642 Patienten (61.1%) in ihren Fragebogen, bei 25 (4.4%) fand dies Eingang in die Karteikarte des Arztes, Schlafstörungen berichteten 417 der 642 Patienten (65.0%) bei 11 (1.9%) fand dies Eingang in die Karteikarte des Arztes. Zumindest nach dieser holländischen Studie muss man eine völlig unzureichende psychiatrische Untersuchung der Patienten mit chronischer Müdigkeit in Allgemeinpraxen vermuten.
CMAJ 2009.DOI:10.1503/cmaj.090647
Schon Jugendliche sind häufig von chronischer Müdigkeit geplagt. Bei einer holländischen Befragung (
PEDIATRICS Vol. 117 No. 6 June 2006, pp. e1078-e1086) von 3467 Jugendlichen mit der Checklist Individual Strength (CIS) lagen 20.5% der heranwachsenden Mädchen und 6.5% der Jungen über dem klinischen Cutoffscore der Skala, die entwickelt wurde um bei Erwachsenen die Müdigkeit zu messen. Schwere Müdigkeit über mindesten einen Monat gaben 16.4% der Mädchen und 4.0% der Jungen an, über mindestens 3 Monate waren es noch 9.6% der Mädchen und 2.3% der Jungen. Besonders bei den Mädchen war Müdigkeit häufig auch mit anderen psychischen Probleme wie Depression und Angst vergesellschaftet. Jugendliche die sich sportlich engagierten oder einen Nebenjob hatten, waren signifikant seltener chronisch müde, die Teilnahme am Nachtleben oder andere Freizeitaktivitäten spielten keine Rolle.
(PEDIATRICS 2006, Abstract] Interessanterweise haben die Mütter von Kindern mit chronischen Müdigkeits- bzw. Erschöpfungssyndromen sehr häufig die selben Symptome wie ihre Kinder, während es bei den Vätern keine entsprechende Korrelation gibt.
Pediatrics 2006;[Abstract] Nach einer Untersuchung von Zwillingen (Hickie et al) hat 24% der genetischen Varianz mit Neigung zu chronischer Müdigkeit einen gemeinsamen genetischen Hintergrund mit Depressionen, Angst und Distress. Je nach Schätzung wird in Deutschland von 300 000 bis zu einer Million Menschen mit einem CFS- Syndrom ausgegangen. Traumen in der Kindheit scheinen das Syndrom zu begünstigen.
Arch Gen Psychiatry. 2009;66(1):72-80
I
n den meisten Fällen findet sich keine organische Ursache. Müdigkeit ist dabei ein Kontinuum von leichten Beschwerden bis hin zu subjektiv massiver Beeinträchtigung. Besonders wenn eine Schonhaltung ärztlich durch lange Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen und mangelnde Bemühung um körperliche Aktivierung chronifiziert wurde, kann es zu schweren Beeinträchtigungen kommen. Unter einem chronic fatigue Syndrom versteht man nach klinischer Definition ein Syndrom (keine definierte in ihrer einheitlichen Ursache bekannte Krankheit) mit schwerer behindernder Müdigkeit, oft in Kombination mit Symptomen wie selbst berichtete (subjektive) Konzentrationsstörungen, Kurzzeitgedächtnisstörungen, Schlafstörungen und Muskelschmerzen. Die Diagnose darf nur gestellt werden, wenn andere organische oder psychiatrische Ursachen der Symptome ausgeschlossen sind. Die Unterscheidung zu psychischen Störungen ist dabei besonders bedeutsam, hier besteht die wesentlichste Gefahr, dass eine gut behandelbare Störung übersehen wird. Auch eine Schlafapnoe oder eine Narkolepsie oder eine sonstige bekannte schlafmedizinische Erkrankung als Ursache der chronischen Erschöpfung muss ausgeschlossen sein.
Es gibt keinen Labortest der ein Chronic Fatigue Syndrom nachweisen könnte!!! Insbesondere lässt sich das Syndrom nicht durch Virusserologien für Epstein-Barr Virus, Retroviren, Humanen Herpesvirus
6, Enteroviren oder Candida albicans nachweisen. Auch immunologische Funktionstests einschließlich Zellpopulation und Funktionsstudien sowie bildgebende Verfahren wie Kernspintomographien, SPECT, PET sind nicht geeignet das Syndrom nachzuweisen. Es handelt sich um eine rein beschreibende Diagnose.
(Fukada et al 1994)
Pub Med zeigt bei einer Suche am 6.11.2007: 3521 Artikel zum Stichwort chronic fatigue syndrome, 585 zu den Stichwörtern chronic fatigue syndrome depression, 709 zu chronic fatigue syndrome psychiatric disorder, zu chronic fatigue syndrome somatoform disorder 197 Artikel, zu chronic fatigue syndrome virus 418 Artikel.
Vorsicht bei der Diagnose Chronisches Erschöpfungssyndrom, was übersehen werde kann |
Häufig genannte Symptome |
Woran man zum Beispiel denken sollte |
Müdigkeit, Leistungsminderung |
Sind auch typische Symptome von Infekten (auch HIV; Tuberkulose, Syphilis, Hepatitis, Borreliosen..) MS, Blutarmut, Vitamin B12 Mangel seltenen Erkrankungen wie der Hämochromatose, und Depressionen, Angst-, und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion, Addison Erkrankung, Zöliakie, Sjögren- Syndrom Arteriitis temporalis, Myasthenie, Dermatomyositis, chronische Leber oder Nierenfunktionsstörungen, Elektrolytstörungen, Medikamenten und Drogennebenwirkungen, Lupus erythematodes kommt aber auch bei Tumoren usw. vor |
Konzentrationsstörungen, Nachlassen des Kurzzeitgedächtnisses, Vergesslichkeit, Sprachstörungen |
Werden häufig angegeben, wenn sie selbst berichtet werden, sind sie im Gegensatz zur Fremdanamnese eher ein Hinweis auf Angst– oder Depressionen als auf tatsächliche Verwirrtheit oder tatsächliche gravierendere Gedächtnisstörungen. Untersuchungen, die eindeutige organische Psychosyndrome bei CFS- Kranken nachweisen, sind mir bisher nicht bekannt geworden. Wirkliche Verwirrtheitszustände und Gedächtnisstörungen lassen sich aber, wenn sie vorhanden sind objektivieren. Dies sollte im Zweifel auch getan werden. Dann muss daraus eine umfassende neurologische Abklärung folgen. Man denke z.B. an eine HIV- assoziierte Demenz, Neurosyphilis, Demenz, Schlaganfall, MS … |
Schalfstörungen und Tagesmüdigkeit |
Schlaf-Apnoe-Syndrom, Narkolepsie und andere Schlafassoziierte Erkrankungen. Sind auch typische Symptome von Infekten und Depressionen, Angst-, und Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes mellitus Schilddrüsenunterfunktion usw. |
grippeähnliche Symptome, |
sind unspezifisch können aber auf eine Vielzahl von Erkrankungen hinweisen. Sie sollten näher objektiviert werden und dann abgeklärt werden. |
Druckempfindliche Lymphknoten |
können bei verschiedensten organischen Erkrankungen wie Krebserkrankungen, Infekten vorkommen. Können auch alleine durch die häufige Überprüfung mit Druck ausüben vorkommen. |
Arthralgien, Myalgien, Muskelschwäche |
Kommen neben den rheumatischen Erkrankungen bei Angstkrankheiten, Infekten wie Borreliosen usw. vor. Auch sehr ernsthafte neurologische Krankheiten wie eine ALS, Myopathien, Polyneuropathien können sich dahinter verbergen. Somatoforme Störungen |
Wahrnehmungsstörungen, Wortfindungsschwierigkeiten einschließlich periodisch auftretender Lesestörungen Desorientierung, Verwirrung, Ataxien |
gehören definitiv nicht zu diesem Syndrom sondern sind, wenn sie objektiv vorhanden sind immer ein Symptom einer Schweren neurologischen, internistischen oder psychiatrischen Krankheit. Wenn solche Symptome objektiv nicht vorhanden sind, aber so angegeben werden, sind sie entweder Ausdruck vermehrter Selbstbeobachtung oder auch der Simulation. z.b. Demenz,,Ataxie Zustand nach Schlaganfall, Delir durch Internistische Erkrankung, Tumor oder Entzugsymptomatik. |
Tachykardie- Schwindel und/oder Benommenheit, Herzklopfen, Atemstörungen, |
Deuten, so eine internistische Erkrankung ausgeschlossen ist eindeutig mehr auf eine Angststörung oder eine Somatoforme Störung |
Nur die Ursachen- Zuschreibung unterscheidet von anderen funktionellen Störungen |
Beispiele: MCS (Multiple Chemical Sensitivity), Golfkriegssyndrom, Darmpilze etc. |
Auch Kombination der Symptome bleibt unspezifisch und trifft für viele Erkrankungen zu. |
Selbstverständlich ist auch eine körperliche Untersuchung (einschließlich Labor) zur Ausschlussdiagnostik erforderlich. Anämien und Infekte sind häufige und behandelbare Ursachen von Müdigkeit, aber auch eine Vielzahl andere Ursachen kommt in Betracht. Der körperlichen Abklärung sollten aber auch sinnvolle Grenzen gesetzt werden (siehe Fukuda K, et al.
Ann Intern Med 121:953–959.)
Zufallsbefunde sollte auf ihre Plausibilität als Erklärung überprüft werden. Es gibt bisher keine pathognomonischen Zeichen, diagnostischen Tests oder Laborbefunde, die diese Diagnose auf wissenschaftlicher Grundlage bei einem Betroffenen nachweisen oder beweisen könnten. Obwohl sich die Beschwerden bei manchen Betroffenen im Laufe der Zeit bessern, fühlen sich die meisten über Jahre erheblich beeinträchtigt. Die Neurasthenie war die Modekrankheit des ausgehenden 19. Jahrhunderts, sie galt als „die“ Zivilisationskrankheit schlechthin. Seit den 1880er Jahren gab es eine rasch zunehmende Anzahl von Publikationen über die Nervosität an sich, und die eng damit verbundene Krankheit, die Neurasthenie. Es wurde sogar vom „nervösen Zeitalter“ gesprochen. Ursprünglich als Schwächezustand, als „Verarmung der Nervenkraft“ definiert, wurde von den Ärzten später ein Nebeneinander von Schwäche und Reizbarkeit bei diesem Krankheitsbild beobachtet. Die an Neurasthenie erkrankten stellten einen nicht unerheblichen Anteil aller Nervenkranken in den Anstalten. Das chronische Müdigkeits- bzw. Erschöpfungssyndrom ist in den entwickelten Ländern an die Stelle der Neurasthenie getreten. Während in den weniger entwickelten Ländern anhaltende Müdigkeit ein Hinweis auf eine schwerere psychische Störung zu sein scheint, ist es in den entwickelten Ländern eher ein Hinweis auf „psychosozialen Stress“.
The British Journal of Psychiatry (2003) 182: 205-209
Immerhin etwa 7% der Menschen die einen Allgemeinmediziner aufsuchen geben eine bereits seit mehr als einem Monat bestehende beeinträchtigende Müdigkeit an. Beim Chronic Fatigue Syndrome (CFS) kommt es zu einer Abnahme der Kondition, durch mangelndes Training resultiert eine Muskel- und Kreislaufschwäche. Der Tagesrhythmus gerät durcheinander, es treten Schlafstörungen und ein Kortisonmangel auf. Man nimmt an, dass diese Symptome Folgen der verminderten Aktivität sind, der Zustand wird durch den Krankheitsglauben aufrechterhalten, der das Vermeidungsverhalten auslöst. Es handelt sich dabei um einen Symptomenkomplex (keine allgemein anerkannte Diagnose sondern ein Syndrom) mit dem Leitsymptom einer über einen Zeitraum von 6 Monaten und länger anhaltenden oder immer wiederkehrenden abnormen geistigen und körperlichen Erschöpfbarkeit in vielfältiger Kombination mit unterschiedlichsten weiteren Beschwerden wie z.B. Denk- und Konzentrationsstörungen, Hals-, Muskel-, Kopf- oder Gelenkschmerzen, leicht erhöhter Körpertemperatur, auffälligen Lymphknotenschwellungen und Schlafstörungen. Das chronische Müdigkeits- bzw. Erschöpfungssyndroms (chronic fatigue syndrome), wurde früher meist als Neurasthenie bezeichnet. Hier stehen anhaltende Klagen über eine gesteigerte Ermüdbarkeit nach geistiger Anstrengung oder über eine erhöhte körperliche Erschöpfbarkeit nach geringsten Anstrengungen im Vordergrund. z.T. mit mäßigem Fieber oder Frösteln, Entzündungen im Rachenbereich, Lymphknoten-Schwellung, allgemeiner Muskelschwäche, Muskelschmerzen, Kopfschmerzen, Gelenkschmerzen ohne Rötung und Schwellung der Gelenke, z. T. auch Lichtscheu, Gesichtsfeldausfälle, Vergesslichkeit, Reizbarkeit, Denk- und Konzentrationsschwäche, depressive und Verwirrtheitszustände sowie Schlafstörungen und/oder gesteigertes Schlafbedürfnis. Der Begriff der Ausschlussdiagnostik birgt dabei eine gefährliche Illusion. So ist die Hinwendung zur funktionellen und psychischen Diagnostik keine Frage eines „Entweder – Oder“. Beides kann nebeneinander bestehen, sich gegenseitig verstärken und komplizieren: „Zwei Dinge trüben sich beim Kranken: a) der Urin, b) die Gedanken.“ (Eugen Roth Zitat nach Der Hausarzt 15/01 ). 19% der Menschen bei denen eine Krebserkrankung erfolgreich behandelt wurde entwickeln ein CFS. Diese unterscheiden sich signifikant von den anderen 81% der Krebsüberlebenden. Die Angst vor einem Rezidiv der Krebserkrankung hat dabei nur eine indirekte Wirkung auf die Entwicklung des CSF, die Vermutung der Patienten, dass körperliche Aktivität das Krebsleiden fördern könnte und Disstress sind die entscheidenden Faktoren, die Entwicklung eines CSF voraussagen. Die CSF- Patienten dieser Stichprobe unterschieden sich im übrigen nicht in den alltäglichen Aktivitäten von den anderen Krebspatienten. (K.E. Young, C.A. White / Journal of Psychosomatic Research 60 (2006) 29–38)
Was ist bisher zu den Ursachen bekannt: Es ist davon auszugehen, dass es sich bezüglich der Ursachen nicht um eine homogene Patientengruppe handelt. Schlüssige Einteilungen in Untergruppen fehlen aber in den Studien und in den bisher aufgestellten klinischen Kriterien ( Neuropsychol Rev. 2005 Mar;15(1):29-58). Oft werden Studien verglichen, die ganz unterschiedliche diagnostischen Kriterien angewendet haben. Damit sind dann jeweils auch unterschiedliche Patienten gemeint, werden diese zusammengerechnet, ergibt sich kein plausibles Ergebnis. Die Übertragbarkeit von Studienergebnissen aus Studien, die keine einheitlichen diagnostischen Kriterien verwendet haben, macht die Ergebnisse wertlos. (Lakartidningen. 2002 Aug 22;99(34):3282-7). Zumindest für die Psychiatrie ist strittig, ob es sich um ein abgrenzbares Krankheitsbild handelt. Wie bei den meisten Gesundheitsstörungen, gibt es auch für diese Symptomkonstellation eine genetische Komponente. Dies belegen auch diverse Zwillingsstudien. Daneben ist anzunehmen, dass verschiedene Stressfaktoren und Erkrankungen zu einer chronischen Müdigkeit führen können. Es ist durchaus möglich, dass in manchen Fällen den Körper schwächende Virusinfektionen auslösend sind. Ein regelmäßiger Nachweis eines Virusinfektes ist aber nicht gegeben. Eine schlüssige Erklärung warum in der gesunden Bevölkerung häufige Viren die Betroffenen so krank machen, gibt es bisher ebenfalls nicht. Ein spezieller Virus ist bisher nicht gefunden. Imunologische Hypothesen sind bisher wenig fundiert, ein schlüssiger Nachweis eines häufig oder gar konstanten Defektes des Immunsystems fehlt ( siehe z.B.: World J Biol Psychiatry. 2007 May 8;:1-7). Auffälligkeiten der Hypophysen- Nebennierenachse sind unspezifisch und möglicherweise eher Folge als Ursache. Solche Auffälligkeiten finden sich auch beispielspweise bei
Depressionen oder allgemein bei
Stress. 19192 Schwedische Zwillinge, die zwischen 1935, und 1958 geboren worden waren, wurden 1972/73 mit schriftlichen Persönlichkeitstest untersucht worden, zwischen 1998 und 2002 wurden sie in einem Telefoninterview nachuntersucht. Größere emotionale Instabilität und selbstberichteter Stress 1972/73 bedingten ein deutlich höheres Risiko für ein chronisches Müdigkeitssyndrom 1998/2002. Wenn man alleine die Aussagen zum Stress betrachtet, so hatten die sich als gestresst betrachteten Zwillinge ein 5,81- fach erhöhtes Risiko für ein chronisches Erschöpfungssyndrom 1998/2002. Subjektiver Stress scheint also nach Jahren ein CFS zu begünstigen. (Arch Gen Psychiatry. 2006;63:1267-1272
ABSTRACT)
In einer anderen Studie (Psychol Med. 2007 Nov 2;:1-8) berichteten 31 von (1,1%) von 3035 im Alter von 53 Jahren untersuchten über eine Diagnose von CFS/ME. Das Syndrom wurde bei Frauen häufiger angegeben, war unabhängig von sozialer Schicht, sozialer Mobilität oder Bildung. Diejenigen, die im Alter zwischen 15 und 36 Jahren eine psychische Störung hatten, hatten mit 53 Jahren ein 2,65 fach erhöhtes Risiko für CSF [95%
Konfidenzintervall 1.26-5.57, p=0.01]. Je mehr Angst und Depression in jüngeren Jahren vorhanden war umso häufiger und schwere das CFS. Die Persönlichkeit und der Lebenswandel scheinen Einfluss auf das Risiko der Entwicklung eines CFS zu haben. In einer Übersicht wurden Neurotizismus und Introversion als Risikofaktor gesehen. Körperliche Inaktivität im Kindesalter ist ein gut belegter Risikofaktor, unnötige körperliche Inaktivität nach einer Mononukleose vergrößert ebenfalls das Risiko. Genetische Ursachen sind möglich. Akuter physischer oder psychologischer Stress kann auf dieser Grundlage auslösend sein. Banale Infektionen sind ebenfalls oft auslösend. Bezüglich der Mononukleose haben CFS Betroffene keine höhere Viruslast bezüglich des Epstein-Barr Virus als Gesunde. Schwere Verletzungen, Operationen, werden ebenfalls als Auslöser angesehen. Ähnliches gilt für „Life events“, wie Verlusterlebnisse, Arbeitslosigkeit, Stresssituationen im Allgemeinen. Die Überzeugung, dass eine organische Ursache vorliegt verschlimmert die Symptome und trägt zur Chronifizierung bei. Es ist bekannt, dass auch unnötige medizinische Untersuchungen und Kommunikationsprobleme zwischen Arzt und Patient die Symptomatik verschlimmern. Der Krankheitsgewinn scheint oft für den Verlauf eine wesentliche Rolle zu spielen.
Lancet 2006; 367: 346–55 Da viele Wissenschaftler die Existenz des CFS bestreiten oder es ohne weitere laborklinische Untersuchungen als psychosomatisch-psychiatrische Störung klassifizieren und umgekehrt die Diagnose meist im Rahmen „ganzheitlicher oder alternativer Diagnostik“ die wissenschaftlich nicht nachvollziehbar ist, gestellt wird, bleibt weiter unklar ob es eine spezielle Gruppe von Menschen gibt die an diesem speziellen Syndrom leiden.
Alternativmedizinische Erklärungen und Behandlungen sind oft abenteuerlich. Viele unzufriedene Patienten wenden sich alternativen Behandlungsmethoden zu. Zu bedenken ist, dass diese nicht nur teuer und oft wirkungslos, sondern unter Umständen sogar schädlich sein können. Nach Meinung mancher Autoren handelt es sich um eine durch Ärzte und andere Heilberufe induzierte iatrogene Determinierung, da Gesundheitsstörungen unklarer Genese voreilig und oft wohl auch aus Bequemlichkeit mit einem vermeintlichen Krankheitsbegriff belegt werden. Der Widerstand gegen die Annahme dass psychische Faktoren bei dem Syndrom eine Rolle spielen könnten ist bei vielen Betroffenen außergewöhnlich groß. Hier besteht Ähnlichkeit zu anderen schlecht definierten Syndromen wie
Fibromyalgie, MCS (Multiple Chemical Sensitivity),
Golfkriegssyndrom, Darmpilze.. , .. Nach einer Untersuchung ist das Risiko an einer schweren Depression zu erkranken, dann wenn alleine eine CFS vorliegt 27.4% bei der Kombination mit einer Fibromyalgie 52.3%beo der Kombination mit MCS 69.2%. Eltern von Kindern mit CFS sind im Gegensatz zu Eltern mit Migräne oder anderen Erkrankungen am wenigsten davon überzeugt, dass bei der Erkrankung ihrer Kinder psychosoziale Faktoren eine Rolle spielen. Gleichzeitig fehlen CFS Kinder außergewöhnlich oft in der Schule und zeigen in Tests eine außergewöhnliche Introvertriertheit, im Durchschnitt im Vergleich zu Migränepatienten einen deutlich höheren Depressions- und Angstscore. Ähnliche Unterschiede fanden auch andere Studien, die beispielsweise Kinder mit schwerem Rheuma mit CSF- Kindern verglichen. Die Prognose ist bei Kindern im übrigen eher gut. In über 80% bilden sich die Symptome bei Kindern wieder zurück. Kritische belastende Lebensereignisse, Lebenskrisen, Überforderungen und Infekte scheinen beide dem Syndrom gehäuft vorauszugehen.
Kontrollierte Studien zur Therapie des CFS gibt es nur wenige. Kognitive Verhaltenstherapie schneidet dabei bisher am besten ab, sie ist wirksamer als routinemäßige medizinische Behandlung oder Entspannungsverfahren. Eine numbers to treat (NNT) von nur 2 macht deutlich, dass es sich hier um einen eindeutigen Effekt handelt, wie er bei Wirksamkeitsnachweis von Medikamenten selten ist. Dabei besserte sich nicht nur Müdigkeit sondern auch das allgemeine Funktionsniveau Angst und Stimmung, Manko der Studien bei nur gering betroffenen Patienten und bei sehr schwer betroffenen P. war der Effekt weniger eindeutig, kein Nachweis bisher für Gruppentherapie. (Price JR, Couper J Cognitive behaviour therapy for adults with chronic fatigue syndrome,
The Cochrane Library, Issue 2, 2001,
) Am ehesten ist sonst eine aktivierende Therapie (Sport Bewegung) angezeigt. Letztere hat auch einen vorbeugenden Effekt gegen die nicht selten eintretende Fettsucht und andere kardiovaskuläre Risikofaktoren als Folge der ängstlichen Untätigkeit. Bettruhe oder ähnliches kontraindiziert.
Gleichwertig mit der Abklärung körperlicher Erkrankungen und speziell solcher des Stoffwechsels muss eine psychiatrische Untersuchung erfolgen. Auch eine neue Untersuchung (2)zur Frage: Was ist gesichert in der Behandlung des chronischen Müdigkeitssyndroms In einer aktuellen Literaturanalyse von 44 Studien mit 2800 Patienten bei denen verschiedenste Therapieverfahren untersucht wurden, ergab sich ein gesicherter Effekt ausschließlich für langsam ansteigendes körperliches Training und kognitive Verhaltenstherapie. Mit ein Grund, dass andere Therapieverfahren wie Antidepressiva oder Cortison bisher keinen signifikanten nachgewiesenen Effekt haben, ist die schlechte Qualität vieler Studien, die eine Aussage nicht zulassen.
Die Prognose des chronisches Müdigkeits- bzw. Erschöpfungssyndroms in der Behandlung hängt im Wesentlichen davon ab, ob die Betroffenen überhaupt bereit sind sich motiviert auf eine Behandlung einzulassen. Ein Krankheitsgewinn (Rentenverfahren etc.) verschlechtert die Behandlungsaussichten, Rentenverfahren und lange Krankschreibungen unterminieren die Motivation zur Behandlung. Mitgliedschaft in einer Selbsthilfegruppe verschlechtert die Prognose, da letztere in der Regel von Psychotherapie und Trainingsprogramm eher abraten und versuchen den Krankheitsgewinn zu fördern. Der Schweregrad der Störung hat keinen Einfluss auf die Prognose. Br J Psychiatry 2002 181: 248-252.
[Abstract] [Full Text] Insgesamt ist die Studienqualität zu diesem Syndrom noch mangelhaft. Es gibt bisher keine aussagekräftigen Studien, die bezüglich der sicherlich insgesamt erhöhten psychiatrischen Komorbidität Klarheit schaffen, bisher keine Tests, die das Ausmaß der Behinderung in Begutachtungssituationen eindeutig quantifizieren. S. Ross et al., Arch Intern Med. 2004;164:1098-1107
ABSTRACT |
FULL TEXT |
PDF Letztere wären sozialmedizinisch besonders wichtig, da CSF- Patienten besonders häufig arbeitsunfähig geschrieben werden und Frührente beantragen. Occup. Environ. Med. 2006;63:570-572.
ABSTRACT
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siehe auch unter Fibromyalgie.
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